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UNESCO-Warnung: Werden Smartphones aus Schulen verbannt?

Das Thema Handy und Schule ist nicht nur für die Kids immer wieder aktuell, sondern vor allem für Eltern und Lehrer ein Gräuel. Früher haben sich die Kinder und Jugendlichen kleine Zettel geschrieben und sie weitergereicht oder geworfen, heute gibt es dagegen schnell eine Nachricht unter dem Schreibtisch. Bereits 2023 hat UNESCO vor der Gefahr von Smartphones in Schulen gewarnt. In Frankreich sind Smartphones schon einige Jahre an der Schule verboten, in den Niederlanden ist ein neues Verbot nun in Kraft getreten. Wird es auch in Deutschland soweit kommen?

Die Kids halten ihr Smartphone fest in der Hand – und zwar leider nicht am Nachmittag nach den Hausaufgaben während einer begrenzten Mobilzeit, sondern in der Schulzeit unter dem Tisch, heimlich und in der Regel auch entgegen aller Schulregeln. Selbst in den Pausen sind die Blicke gen Technik gerichtet, sodass aus vielerlei Richtungen immer mehr Sorgen entstehen.

2023 warnte die UNESO zum Beispiel vor den Gefahren des Smartphones an der Schule, sei es durch Ablenkung und auch durch Cybermobbing. Bildungsexperten wiederum haben dazu klare Forderungen gestellt und möchten Smartphones komplett aus Grundschulen verbannen und sie für weiterführende Schulen zumindest stark beschränken.

Verbot in den Niederlanden

Schülern in den Niederlanden ist es nunmehr nicht mehr erlaubt, im Unterricht ihr Smartphone herauszuholen. Gleiches gilt auch für ähnliche Geräte wie Tablets und Smartwatches.

Wenn ein Schüler das Verbot ignoriert, hat der Lehrer die Befugnis, das Gerät einzukassieren. Abgeholt wird es aber nicht vom Schüler nach der Stunde und auch nicht nach dem Schultag, sondern von den Eltern. Das dürfte gerade zu Hause für viel Ärger sorgen. In den Niederlanden ist genau dieses Verbot jetzt tatsächlich in der Form in Kraft getreten.

Weitere Länder

In Frankreich ist es dagegen schon seit Jahren so. Hier sind die Smartphones aber sogar nicht nur im Unterricht verboten, sondern auch in den Freistunden oder in den Pausen. Mitnehmen oder gar anschalten lohnt sich daher kaum.

In Neuseeland und Großbritannien wolle man mit solchen Regelungen nachziehen. Das liegt zumindest in Neuseeland daran, dass man die einst hervorragenden Leistungen, die die Schüler vor allem im Schreiben und Lesen hatten, nicht mehr wirklich spüren würde.

Wie sieht es in Deutschland aus?

Das Thema Smartphone an der Schule ist natürlich auch in Deutschland brisant und wird heftig diskutiert. Teilweise werden komplett Verbote gefordert, andernorts aber auch geltende Regelungen oder Verbote wieder aufgeweicht (wie in Bayern).

Deutschen Schülern würde es aber offenbar auch ganz gut tun, wenn man diese Form der Ablenkung von ihnen fern halten könnte. Immer häufiger haben Schüler der Grundschule bereits motorische Störungen und weisen Sprachprobleme auf. Die Anzahl der Kinder wächst stetig, die trotz des Grundschulabschlusses, also nach der vierten Klasse, nicht richtig rechnen und schreiben können.

Ein Blick auf die PISA-Studie 2022 zeigt außerdem, dass unsere Jugendlichen dort so schlecht abgeschnitten hatten wie sonst noch nie. Natürlich führen viele Gründe zu diesem Ergebnis, aber man geht davon aus, dass das Smartphone einer dieser Gründe ist.

Smartphone-Nutzung für Kinder und Jugendliche normal

Statistisch gesehen haben Kinder und Jugendliche in Deutschland schon ab ungefähr zehn Jahren ein Smartphone oder generell ein eigenes Telefon. Kinder mit zwölf Jahren verbringen schon etwa vier Stunden im Durchschnitt im Internet. Mit 17 Jahren sind es sogar um die neun Stunden, in denen sie online sind (in verschiedener Form, nicht nur am Smartphone).

In Studien hat man sich bereits mit dem Thema Smartphones beschäftigt, die Lernprozesse stören können. Die Studie zeigt, dass die Noten durchschnittlich bei jenen Kindern und Jugendlichen schlechter sind, die mehr Zeit am Handy verbringen. Der Hauptgrund ist die Tatsache, dass sich die Kids den Schulstoff schlechter merken können, wenn sie häufiger zum Smartphone greifen. Sowohl die Gedächtnisfähigkeit als auch die Konzentration würden darunter leiden, allein schon, wenn das Handy auch nur in der Nähe ist und gar nicht angefasst wird.

Risiken gelten auch für Erwachsene

Natürlich sind nicht nur unsere Kinder und Jugendlichen dem Risiko ausgesetzt, dass wir uns vom Smartphone ablenken lassen oder unsere Konzentration verlieren. In Studien wurde auch ermittelt, dass mit einer ungezügelten Smartphone-Nutzung verschiedene Probleme einhergehen:

  • häufigere depressive Phasen
  • mehr Ängste
  • stärkere Unzufriedenheit mit dem Selbstbild
  • stärkeres Gefühl, ausgeschlossen zu sein

Bei Kindern und Jugendlichen sind die Gehirnbereiche, die für die Selbstkontrolle verantwortlich sind, noch nicht final ausgereift. Es ist daher sehr schwer für sie, das Smartphone tatsächlich in Ruhe zu lassen. Ein Verbot könnte daher Abhilfe schaffen. Oder etwa nicht?

Praktische Experimente: Zeigen Verbote Wirkung?

In England gab es zu dieser Frage bereits einige Experimente. Betrachtet wurden schwache Schüler im Alter von elf bis 16 Jahren, die nach dem Verbot bessere Noten erzielten. Ein anderes Szenario zeigte sich bei einem Test in Dänemark. Hier bewegten sich die Kinder in den Pausen mehr, als Smartphones in der Pause verboten wurden. In Spanien wiederum wurde beobachtet, dass durch das Smartphone-Verbot weniger von Mobbing berichtet wurde. Die Experimente zeigen also, dass ein Verbot von Smartphones an Schulen durchaus Wirkung zeigt.

Kritiker wiederum sind der Ansicht, dass die jüngere Generation unbedingt auf das digitale Zeitalter vorbereitet werden muss. Die Frage ist allerdings, ob sich die Medienkompetenz tatsächlich dadurch schulen lässt, dass in der Pause YouTube-Videos auf den Geräten laufen oder im Unterricht WhatsApp-Nachrichten verschickt werden.

Immerhin führen einige Schulen schon unabhängig offizieller Regelungen Beschränkungen ein. Ein Konzept, welches allerdings länderweit gilt, würde jedoch in jedem Fall helfen. Die Regeln müssen vom Lehrpersonal durchgesetzt werden, was ebenfalls wiederum zu Problemen führt und den Lehrermangel in Deutschland nicht gerade fördert.

Quellen: UNESCO, PISA, MSN, Hattie-Studie, Nature, mebis, Statista

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