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Sim-Racing-Marke Fanatec von Corsair gerettet?

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Bereits in der Vergangenheit hat die bekannte Sim-Racing-Marke Fanatec mit finanziellen Problemen gekämpft. Nun soll Corsair wohl Interesse haben, in den Markt einzusteigen und vor allem Fanatec zu retten. Aber wie läuft das alles ab? So ganz glücklich sind mit dieser Übernahme offenbar nicht alle Beteiligten. Wir schauen uns im Detail an, was bislang geschehen ist und was diese Entwicklung vor allem für den Hersteller und die Sim-Racing-Szene bedeutet.

Die Marke Fanatec

Unter der Marke Fanatec werden Peripherie-Geräte für den Sim-Racing-Markt entwickelt. Dazu gehören:

  • Rennräder
  • Schalthebel
  • Pedalen
  • Cockpits

All das läuft sogar noch unter bekannten Lizenzen wie Porsche, BMW oder McLaren. 2018 war Fanatec sogar offizieller Partner der Formel 1. Hinter der Marke steckt das Unternehmen Endor AG, die im Oktober 1997 von Thomas Jackermeier in Landshut in Deutschland gegründet wurde.

Als Jackermeier in den 90er-Jahren feststellte, dass es kaum hochwertige Sim-Renngeräte gab, beschloss er einfach selbst, sein bisheriges Geschäft mit Fahrrädern aufzugeben und sich diesem Thema zu widmen. Nach seinem Master of Business Administration erwarb Jackermeier die AB-Union, aus der später die Endor Ltd. entstand und dann in Endor AG umbenannt wurde. Fanatec als Flaggschiff-Marke der Endor AG war geboren!

Wer die ganze Geschichte rund um Corsair, Fanatec und die mögliche Übernahme lieber im Schnelldurchgang sehen und hören möchte, findet hier unser Video dazu:

Die Geschichte startet mit Command & Conquer

Los ging es damals mit PC-Peripherie-Geräten, beispielsweise für Command & Conquer in Form des Game Commander. Veröffentlicht wurde für den PC auch das Le Mans Wheel. Im Anschluss daran wurde mit Speedster 2 das erste lizensierte Rad für die PlayStation 2 entwickelt.

Doch das waren nur die Anfänge. Das Unternehmen arbeitete für das erste Forza Motorsport auch mit Turn10 zusammen, bot FFB-Wheels für die Xbox 360 (Porsche 911 Turbo S und Porsche 911 GT2), arbeitete intensiv mit Porsche zusammen und später auch mit BMW.

Zusammengefasst: Im Sim-Racing ist Fanatec ein wirklich großer Name und noch dazu einer der ältesten und bekanntesten Hersteller (beziehungsweise Marken), die die Szene zu bieten hat.

Warum soll es jetzt zur Übernahme kommen?

Doch was ist passiert? 2020 bis 2021 waren für Fanatec noch ziemlich erfolgreiche Jahre. Man hatte zu Ende 2021 noch das neue Fanatec CSL DD 5nm angekündigt und insgesamt war das Unternehmen mit seiner Marke sogar ein Pandemie-Gewinner. 2021 konnte man auf 300 Millionen Euro Umsatz zurückblicken.

Es gab allerdings Probleme im Vertrieb, da es zur gleichen Zeit auch zur Chipkrise kam. Das führte für Käufer zu langen Wartezeiten. Man könnte meinen, hier hat Fanatec beziehungsweise die Endor AG etwas schlecht gewirtschaftet. Es könnte auch sein, dass Fanatec in gewisser Weise den Anschluss verpasst hat, weil auch mehr Konkurrenz wie Moza, Simucube oder Asetek auf den Markt drängten.

Ein weiteres Indiz, dass es nicht sonderlich gut lief, war auch das neue Headquarter (welches allerdings eine Go-Kart-Strecke auf dem Dach hat), aber eben auch Versorgungs- und Nachlieferungsprobleme. Allgemein gab es Lieferschwierigkeiten und sogar Berichte darüber, dass Kunden den Support bemängelten. Im Grunde also alles, was früher oder später zu Problemen führen kann – und das, obwohl bei Fanatec eigentlich alle Mittel vorhanden waren, man sich aber trotzdem in Schulden gestürzt hat.

Neuer CEO im Jahr 2023

Im September 2023 setzte man mit Matthias Kosch einen neuen CFO ein, also einen Chief Financial Officer. Ende März 2024 wiederum wurde der Gründer und CEO Thomas Jackermeier entlassen. Gleichzeitig hat man eine Ankündigung bezüglich StaRUG verlauten lassen. Hierbei handelt es sich um eine gesetzliche Maßnahme bei einer Firmenrettung für Stabilisierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen. Dadurch können Banken sowie auch Investoren und Aktieninhaber nun nicht klagen.

Das StaRUG-System wird aber auch gerne missbraucht, indem Firmen dann für wenig Geld geschluckt werden, damit Investoren das Nachsehen haben. Es ist also kein Wunder, dass die Investoren nun auch in diesem Fall Böses ahnen.

Thomas Jackermeier kämpft weiterhin um seine Firma. Er hat in Höhe von 25 Millionen Euro ein Finanzpaket erhalten und eigentlich war es der Plan, die Firma bis 2026 damit über Wasser zu halten. Das Management hat sich aber stattdessen für StaRUG entschieden.

Extrem niedrige Schätzung

Nach dieser Ankündigung wurde das Unternehmen nun nur noch auf zehn Millionen Euro geschätzt – und das, obwohl man 2021 noch satte 81 Millionen Euro Gewinn gemacht hatte. Die Investmentfirma Birkenstein AG hatte nun eine Akquirierung angestrebt. Interessanterweise ist der CEO der Birkenstein AG der aktuelle CFO wiederum von Fanatec. Gibt es hier also Interessenkonflikte? Es gab außerdem noch weitere Angebote.

Am 8. Mai 2024 dann der Knaller. Corsair hat Interesse, Fanatec zu kaufen!

CEO von Corsair glaubt an Fanatec

Andy Paul, der CEO von Fanatec, glaubt sowohl an die Marke Fanatec als auch an die Sim-Racing-Community. Man geht davon aus, dass Corsair für Fanatec ein passendes Zuhause sein könnte. Das gelte für die loyalen Kunden, aber auch für die Mitarbeiter und Geschäftspartner.

Corsair müsste allerdings 70 Millionen Euro Schulden von Fanatec übernehmen und würde damit quasi die gesamte Firma akquirieren.

Was bedeutet all das für Sim-Racer?

Für die Sim-Racing-Branche ist das natürlich eine gigantische Entwicklung. Doch was bedeutet das konkret für uns und Kunden? Corsair könnte das Ruder für die Marke Fanatec tatsächlich herumreißen und zumindest mehr im Interesse der Kunden agieren. Produkte würden wahrscheinlich besser produziert und auch besser vermarktet werden.

Corsair steht außerdem schon jetzt für vielversprechende und qualitativ hochwertige Produkte im Gaming-Markt. Kein Wunder also, dass sich das Unternehmen nun für eine mögliche Übernahme interessiert. Es ist auch generell nicht die erste Akquise von Corsair. Bereits SCUF wurde von Corsair aufgekauft. Das Unternehmen war für seine Pro- und Elite-Controller bekannt, die sich variabel und in allen Farben konfigurieren lassen. Auch die Firma Gamer Sensei, die sich mit dem Thema Videospiel-Training beschäftigt, wurde 2020 von Corsair übernommen.

Sind alle Beteiligten glücklich mit der geplanten Übernahme?

In der Pressemitteilung von Corsair wird schon recht detailliert darüber gesprochen, wie die Übernahme ablaufen wird. Es gebe wohl bereits eine Vereinbarung mit der Endor AG, die derzeit Rechteinhaber für Fanatec seien. Damit die Marke keinen finanziellen Schiffbruch erleidet, wird man zuerst die unmittelbaren finanziellen Bedürfnisse stillen und langfristig dann eine Übernahme sämtlicher Verbindlichkeiten (besagte 70 Millionen Euro) verhandeln. Damit wird die Marke dann komplett aufgekauft.

Der langjährige Geschäftsführer und Gründer, der im März abgesetzt wurde, ist darüber weniger glücklich. Er hatte bereits ein Konzept, um die Marke zu retten. Gerade Insidern erscheint das Absetzen des langjährigen CEO durchaus seltsam, da es noch dazu eine Stillhaltevereinbarung mit den Gläubiger-Banken gab. Hier spielt sich offenbar ein ordentlicher Machtkampf ab – aber wie immer im Hintergrund. Wir sind daher gespannt, welche Zukunft uns erwarten wird und inwiefern es für Fanatec künftig als Simulator-Ausrüster weitergehen wird.

Written by
Maria Lengemann ist 37, Gamerin aus Leidenschaft, Thriller-Autorin und Serienjunkie. Sie ist seit 14 Jahren selbstständig und journalistisch auf den Hardware- und Gaming-Bereich spezialisiert.

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