In Frankreich hat eine einzelne Gemeinde entschieden, dass man ein Smartphone-Verbot in der Öffentlichkeit durchsetzen wolle. Eine Strafe für ein Vergehen gäbe es zwar nicht, aber dennoch beschäftigt das Thema auch die Medien. Auch in Irland gibt es eine Stadt, in der Smartphones zum Beispiel erst ab elf Jahren erlaubt sind. Wenn sich mehr und mehr Städte oder Gemeinden entschließen, tatsächlich Verbote einzuführen – kommt so ein „Trend“ dann auch irgendwann nach Deutschland?
Es gibt zahlreiche Berichte darüber, was das Smartphone für Auswirkungen hat. Wir berichteten zum Beispiel erst kürzlich über die Warnung der UNESCO. Hier ging es aber nur um Smartphones in Schulen.
Nun allerdings gibt es in Frankreich tatsächlich eine Gemeinde, die das Smartphone auch öffentlich verboten hat. Der Ort des Geschehens: Seine-Port, ein Städtchen mit etwa 2.000 Einwohnern. Nicht alle diese Einwohner sind tatsächlich für eine Wahl berechtigt, aber die Beteiligung war auch unabhängig davon ziemlich unterirdisch. Gerade mal etwa 20 Prozent der Einwohner haben ihre Stimme abgegeben und der Vorsprung für das Verbot war zudem extrem niedrig.
- 146 Wähler stimmten für ein Smartphone-Verbot
- 126 Wähler stimmten gegen ein Smartphone-Verbot
Damit stand es knapp 54 Prozent gegen 46 Prozent. Der Bürgermeister der Stadt gehörte offenbar eher zu den Personen, die sowohl Vor- als auch Nachteile sehen. Vincent Paul-Petit gab an, dass das sehr aufdringlich sei und dass er sich offenbar bewusst ist, dass die Menschen das Gefühl haben, die Stadt würde sich in ihr Leben einmischen. Auf der anderen Seite betonte er aber auch, dass man den Menschen helfen müsse, weil es wohl ein Problem für die öffentliche Gesundheit sei.
Wie weitreichend ist das Smartphone-Verbot in Seine-Port?
In Frankreich gab es so eine Regelung bislang noch nicht. Die Bestimmung im Örtchen Seine-Port besagen nun, dass Smartphones an diesen Orten verboten sind:
- vor Schulen
- in Unternehmen
- auf der öffentlichen Straße (wenn man dort geht)
- bei Zusammenkünften im öffentlichen Raum
- bei Zusammenkünften im gemeinschaftlichen Raum
Übrigens greift diese Regelung sogar ins private Umfeld ein. Die Stadt schlägt den Eltern von Kindern vor, wann und wo sie die Mediengeräte lieber verbannen mögen (zum Beispiel abends vor dem Schlafen oder morgens am Tisch). Davon sind nicht nur die Kids sehr wenig begeistert, sondern auch die Eltern werden wohl wenig Lust auf Streitereien haben.
Was passiert, wenn sich die Bewohner nicht daran halten?
Einfach so ein Smartphone-Verbot vor die Nase gesetzt zu bekommen, ist natürlich ein heftiger Einschnitt. Natürlich können zum Beispiel Arbeitgeber und auch Schulen die Smartphone-Nutzung vor Ort einschränken, aber auf öffentlicher Straße oder bei einem Treffen im Park? Wohl kaum. Obwohl die Stadt diesen Beschluss erlassen hat, gibt es rein gesetzlich dafür keine Handhabe.
Mögliche Sanktionen kann die Stadt also gesetzlich nicht durchführen. Wie viele Menschen in Seine-Port sich dann wirklich an die neuen Regeln halten, bleibt daher abzuwarten.
Gibt es Smartphone-Verbote auch woanders?
Frankreich ist in diesem kleinen Örtchen nicht die einzige Gemeinde, die so einen Vorstoß wagt. In Greystones, einer Stadt in Irland mit etwa 18.000 Einwohnern, gab es einen ähnlichen Versuch. Hier hatte man Smartphones erst für Kinder ab elf Jahren erlaubt. Das Verbot ging so weit, dass die jüngeren Kinder ihre Smartphones (da der Besitz natürlich vor allem den Eltern obliegt) nicht mit zur Schule mitnehmen dürfen und auch nicht in den Pausen nutzen dürften. Es heißt, dass in diesem Ort über 90 Prozent der Familien mitmachen und von der Initiative (dahinter steckt nämlich das Projekt „It takes a Village“) angetan sind.
Übrigens: Ein klassisches Handy, welches nur zum Telefonieren gedacht ist, dürfen die Kinder mitbringen. Es geht also überhaupt nicht darum, Kommunikation zu unterbinden, sondern die Smartphone-Nutzung und alles, was damit verbunden ist, einzudämmen.
Das Spannende an diesen zwei Städten ist also der Blick über den Tellerrand. Werden sich nach und nach mehr Gemeinden entschließen, derartige Verbote einzuführen? Auch wenn es (noch) keine gesetzliche Handhabe für Strafen gibt, könnte es durchaus sein, dass sich die Verbote beispielsweise in Schulen verstärken.
In Greystones sehen es übrigens nicht nur die Eltern positiv, sondern sogar die Kinder. Viele junge Kids betonen, dass sie kein Problem mit der Maßnahme haben, solange sie für alle gelte. Dann sei es fair.
Quelle: Le Parisien, Initiative It takes a Village, Merkur