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Amazon setzt für Rechenzentren auf Kernkraft

Dass ein Rechenzentrum ein wahrer Stromfresser ist, dürfte kein Geheimnis sein. Deutschlands Rechenzentren verbrauchen beispielsweise schon mehr Strom als die ganze Stadt Berlin zusammen. Die Tendenz ist dabei weiter steigend, denn gerade durch das neue KI-Zeitalter wird noch mehr Strom benötigt. Für Amazon bedeutet das Veränderungen, denn jetzt hat das Unternehmen bei einem Kernkraftwerk angefragt.

Im Internet wird nicht nur gesurft und gestreamt, es werden auch unzählige Daten verschickt, Routen ermittelt oder Überweisungen durchgeführt. All das verbraucht Strom in Rechenzentren.

Stromverbrauch in Deutschland steigt stetig

Im Jahr 2023 lag der Stromverbrauch in den deutschen Rechenzentren bei knapp 20 Milliarden kWh. Das ist nicht nur so viel wie die Stadt Berlin verbraucht (12,5 Milliarden kWh), sondern sogar fast doppelt so viel. Insgesamt liegt der Stromverbrauch für Gebäude oder Räume mit reiner Technik in Deutschland schon jetzt bei 3,7 Prozent.

Da unsere Welt immer digitaler wird, ist logischerweise nicht davon auszugehen, dass der Bedarf fällt. Es wird stattdessen immer mehr, denn auch die Leistung in den Rechenzentren steigt, die wiederum mehr Strom benötigen.

Zum Vergleich zu unseren 20 Milliarden kWh: In den USA sind es 130 Milliarden Kilowattstunden. Auch dort soll sich der Bedarf verdreifachen (390 Milliarden kWh bis 2030).

Strom für Rechenzentren ist weltweit ein Problem

Dass Rechenzentren schon jetzt so viel Strom benötigen und es in Zukunft immer mehr wird, kann weltweit zu einem Problem werden. Viele Länder rüsten daher auf. In Irland wurden beispielsweise 2023 viele Rechenzentren erbaut, da sich auch dort der Anteil am Stromverbrauch durch Rechenzentren innerhalb von fünf Jahren verdreifacht hat. Ralph Hintemann vom Borderstep-Institut erklärte, dass Irland das Problem hatte, dass neue Rechenzentren teilweise nicht mehr mit Strom versorgt werden konnten, ohne dass es eventuell zu einer Netzgefährdung gekommen wäre.

In Deutschland liegt die Anzahl an Rechenzentren ebenfalls im drei- bis vierstelligen Bereich. Abhängig dessen, ob nur große Hallen zählen oder auch kleinere Serverräume, liegt die Zahl der Rechenzentren bei ungefähr 500 bis 3.000 Stück. Der Stromverbrauch dieser Zentren hat sich seit dem Jahr 2010 in Deutschland schon verdoppelt. Er wird außerdem noch weiter steigern, da noch mehr Projekte geplant sind, wie unter anderem den KI-Park von Microsoft.

Der jetzige Wert (2023, knapp 20 Milliarden kWh) könnte 2030 schon bei 30 Milliarden kWh liegen. Dann läge der Stromverbrauch für Rechenzentren in Deutschland schon beim dreifachen Wert von Berlin.

Ist die Stromversorgung in Deutschland gefährdet?

In Deutschland wird zwar schon jetzt viel Strom gefressen, aber die Stromversorgung ist dadurch nicht gefährdet. Das liegt vor allem daran, dass hierzulande eher kaum Anwendungen stattfinden, die besonders stromhungrig sind, wie es zum Beispiel bei KI-Modellen und ihrem Training der Fall wäre.

In der Regel wird diese Art von Hochleistungstraining auch dort geleistet, wo die Strompreise entsprechend moderat sind. In Island kostet eine Kilowattstunde beispielsweise nur fünf Cent.

Die meisten KI-Trainings finden aber mit Abstand in den USA statt. Hier betreiben auch OpenAI, Microsoft, Google und Co. Rechenzentren. Es soll in Amerika aktuell über große 5.300 Rechenzentren geben, also ein Vielfaches von Deutschland.

Amazons Pläne

Vergleicht man die deutschen Pläne, so sehen sie im Hinblick auf die USA zwar eher mickrig aus, aber für unser Land sind es dennoch große Projekte. Microsoft möchte zum Beispiel im Rheinland ein Rechenzentrum bauen und investiert hierfür 3,2 Milliarden Euro. Zum Vergleich: OpenAI und Microsoft bauen in Amerika für 100 Milliarden US-Dollar ein Super-Rechenzentrum.

Amazon hat sich dazu ebenfalls schon geäußert und wird in den nächsten 15 Jahren insgesamt 150 Milliarden US-Dollar in neue Rechenzentren investieren. Damit soll vor allem die Nachfrage bei Amazon in Sachen AWS und Cloud-Anwendungen bedient werden.

Amazon: Probleme mit dem Strom in Virginia

In Virginia hat Amazon die ersten großen Rechenzentren gebaut. Man wolle auch in Zukunft weitere Milliarden in den Staat investieren, da es sich um eine Metropolregion handelt. Es gab dort allerdings schon im Jahr 2022 Probleme mit der Stromversorgung.

Durch die hohe Auslastung konnte Dominion Energy damals nicht mehr sicher garantieren, dass Strom ausgeliefert wird. Der Netzanschluss von neuen Rechenzentren wurde daher für mehrere Monate ausgesetzt, wovon auch Amazon beziehungsweise  AWS betroffen war.

Weitere Probleme vorprogrammiert

Da sich der Strombedarf dort und in anderen Regionen weiter erhöhen wird, sind erneute Versorgungsprobleme natürlich vorprogrammiert. Für ein neues Rechenzentrum ist das zwar auch ärgerlich, aber weniger eine Katastrophe, wie es zum Beispiel für schon laufende Rechenzentren der Fall wäre.

Je nach Rechenzentrum kann hier die ganze Unternehmensproduktion dranhängen oder Finanztransaktionen einer Bank. Hier können die Schäden bei Cloud-Anbietern oder Banken und weiteren Bereichen durchaus in die Millionen- und Milliardenhöhe gehen.

Amazon setzt auf Kernkraft

Rechenzentren mit erneuerbaren Energien zu koppeln, ist kompliziert, da sowohl Solarenergie als auch Windenergie durchaus windstille Tage oder Dunkelflauten haben können. Rechenzentren müssen jedoch rund um die Uhr laufen, weshalb sich die AWS-Mutter Amazon entschieden hat, neue Rechenzentren in Staaten zu bauen, in denen es weniger Menschen gibt (wie Mississippi).

Das Unternehmen hat sich außerdem für Kernkraft entschieden. Im März wurde hierfür schon ein Deal zwischen Amazon und dem Betreiber des Atomkraftwerks Susquehanna Steam Electric Station ausgehandelt.

Direkt neben diesem AKW steht ein Rechenzentrum, welches Amazon für 650 Millionen US-Dollar kauft. Dabei wird Amazon dem Deal zufolge zehn Jahre lang rund um die Uhr zum Festpreis mit Strom versorgt. Wenn der Betrieb des Kraftwerks, welches schon 40 Jahre auf dem Buckel hat, verlängert wird, hat auch Amazon die Möglichkeit, den Verlängerungsvertrag zu erneuern – und zwar noch zwei Mal mit jeweils zehn Jahren.

Für den Betreiber des AKW, Talen Energy, ist das ein guter Deal, denn vor zwei Jahren hatte der Betreiber Insolvenz angemeldet. Das ist jetzt die finanzielle Rettung für das Atomkraftwerk.

Kernkraft-Aktien schießen in die Höhe

Kernkraft ist anders als Sonne und Wind für Rechenzentren die ideale Wahl. Diese Entwicklung ist auch an der Börse angekommen und lässt einige Aktien von AKW-Betreibern in die Höhe schießen. 2023 gab es hier teilweise schon Kursgewinne von über 90 Prozent.

Quellen: Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit, Bloomberg, Statista, Stromnetz-Berlin, n-tv

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Maria Lengemann ist 37, Gamerin aus Leidenschaft, Thriller-Autorin und Serienjunkie. Sie ist seit 14 Jahren selbstständig und journalistisch auf den Hardware- und Gaming-Bereich spezialisiert.

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