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HP: Originaltinte angeblich besser als Drittanbieter-Tinte aufgrund von „Malware-Schutz“

Der Chef des Druckerherstellers HP hat sich zur Frage geäußert, warum bei den HP-Druckern eigentlich Originaltinte genutzt werden solle. Wer die Preise zwischen dem Original und Drittanbieter-Tinte schon einmal verglichen hat, weiß, dass die Frage zumindest aus Verbrauchersicht sehr berechtigt ist. Die Begründung, warum das Original besser ist, stammt von Enrique Lores. So heißt es dem CEO zufolge, dass Drittanbieter-Patronen tatsächlich ein Einfallstor für Malware sein könnten. Wie sinnvoll ist diese Aussage? Wir klären auf.

Drittanbieter oder Original?

Dass HP für die hauseigenen HP-Drucker keine Drittanbieter-Tinte „erlaubt“ bzw. für die eigenen Tinten schlichtweg die Sicherheit garantiert, hat natürlich vor allem finanzielle Gründe.

Den Drucker zu verkaufen ist eben nur die halbe Miete. Für HP ist es rein wirtschaftlich betrachtet auch wichtig, dass Kunden Tinte oder Toner ebenfalls bei HP kaufen.

Verbraucher wiederum sehen sich gerne auch bei der Konkurrenz um und wählen sogenannte Drittanbieter-Tinte oder Drittanbieter-Toner, die im Vergleich zu den HP-Produkten teilweise deutlich preiswerter sind.

CEO von HP äußert sich zur Originaltinten-Frage

Der CEO von HP, Enrique Lores, hat sich gegenüber CNBC (einem US-Sender) geäußert und begründet, warum man Drittanbieter-Produkte nicht unterstützen würde. Dort hieß es, die Patronen anderer Hersteller würden ein Einfallstor für Malware darstellen. So zumindest die offizielle Begründung des Herstellers.

Lores erklärt weiter, dass man im Hause HP festgestellt habe, dass in den Patronen-Chips Viren eingebettet werden können. Dadurch könne der Drucker befallen werden.

Einführung der „Dynamic Security“

Wer als Kunde bei einem HP-Drucker die originale HP-Tinte verwendet, soll der Firma zufolge von der „Dynamic Security“ profitieren. Das würde bedeuten, dass man die Sicherheit garantieren kann. Bei Drittanbieter-Produkten hat HP nach eigenen Aussagen aber keinen Einfluss auf die Lieferkette. Das Sicherheitsrisiko wird daher allgemein als höher eingestuft.

Wie realistisch ist diese Begründung von HP?

Nachdem das Interview mit Enrique Lores veröffentlicht wurde, haben sich verschiedene Experten damit beschäftigt, wie sinnvoll oder nachvollziehbar diese Aussagen sind. Sicherheitsexperten stufen die Aussage des HP-CEO so ein, dass sie „nicht wirklich“ stimmt.

Hierzu die Hintergründe:

2022 hat HP eine Labor-Demonstration in Auftrag gegeben, bei der von Forschern ermittelt werden sollte, wie bei einem HP-Drucker und mit manipulierter Patrone ein Pufferüberlauf ausgenutzt werden kann.

Das Experiment glückte, aber Experten halten so einen Angriff in der Realität für unwahrscheinlich. Und das hat gleich mehrere Gründe:

  • auf Patronenchips werden nur sehr wenig Daten gespeichert (wodurch dieser Angriff nicht lukrativ wäre)
  • manipulierte Patronen müssten auch dann noch funktionieren, wenn sie Wochen oder Monate in einem Laden gestanden haben (gilt als unrealistisch)
  • bei Druckern gäbe es weitaus einfachere Methoden, um Schadsoftware einzuschleusen (allein durch die Internetverbindung)

Der Aufwand und auch der Nutzen eines solchen Angriffes würde also schlichtweg gar nicht in Relation stehen. Experten halten einen Angriff dieser Art für absolut unwahrscheinlich, weil ein Malwareangriff in dieser Form schlichtweg nicht effektiv wäre.

Forscher-Versuch vs. Einführung von Dynamic Security

Wenn man sich anschaut, dass das Feature Dynamic Security von HP schon sechs Jahre vor 2022 veröffentlicht wurde, also dort, wo man eigentlich erst diese Problematik entdeckt habe, wirft das einige Fragen auf. HP hat im Endeffekt zuerst die Sicherheits-Garantie entwickelt (die ja einen Grund haben musste), aber sich dem offenbar gar nicht vorhandenen Grund erst sechs Jahre danach gewidmet, indem der besagte Feldversuch durchgeführt wurde.

Jetzt wirkt es, als habe man einfach bestätigt und bewiesen, was HP sowieso schon gesagt hat. Auffällig ist es aber schon, dass das erst sechs Jahre nach der Einführung der Sicherheits-Garantie erfolgt.

Wohin könnte die Reise bei Druckertinten und Tonern gehen?

Wenn man sich in der Branche umhört, wird eine Sache besonders heiß diskutiert: das Abo-Geschäft.

Drucker selbst würden recht preiswert verkauft werden (wie es ja auch jetzt teilweise schon der Fall ist), aber die Tinte oder die Toner müssten dann im Abo gekauft werden, denn ohne diese Produkte ist auch der günstigste Drucker nichts wert.

HP hat in diesem Zusammenhang bereits eine Klage kassiert, da ein HP-Drucker Fehlfunktionen aufwies, weil keine Tinte eingelegt war (nur Faxen und Scannen ging also nicht, obwohl das eigentlich auch ohne Tinte möglich sein sollte bei einem Kombi-Gerät). 2022 gab es ebenfalls eine Klage (bei der man sich aber einigen konnte), bei der es um die Behauptung ging, dass HP Software (ähnlich wie DRM) und Sicherheitschips nutzen würde, sodass Drittanbieter-Patronen bei einem Drucker von HP nicht funktionieren würden.

Dass sich HP also mit diesem Thema beschäftigt, ob nun bewusst oder unbewusst, scheint ein Fakt zu sein. Die Frage ist nur, wohin die Reise für HP und weitere Hersteller gehen wird. Verbraucher drängen auf ihre Freiheit, die Wahl der Patrone oder der Tinte selbst zu übernehmen. Nicht nur Firmen möchten wirtschaftlich agieren, sondern auch Privatpersonen wie auch Büros. Wir dürfen gespannt sein, wie sich das Thema weiter entwickelt.

Quelle: CNBC, Ars Technica, HP

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