Wer hätte gedacht, dass die besten CPUs mit den besten SSDs konkurrieren können? Anscheinend ist es möglich, eine RAM-Disk auf AMDs Ryzen 3D V-Cache Prozessoren zu betreiben und sequentielle Lese- und Schreibgeschwindigkeiten zu erreichen, die selbst die schnellsten PCIe 5.0 SSDs in den Schatten stellen.
Das Rätsel begann mit einem faszinierenden Screenshot, der von unserem Kühlexperten Albert Thomas geteilt wurde, auf dem eine RAM-Disk im CrystalDiskMark sequenzielle Lese- und Schreibgeschwindigkeiten von 178 GB/s bzw. 163 GB/s erreichte. Auffallend war, dass die Ergebnisse angeblich von einer RAM-Disk stammen, die auf einem AMD Ryzen 7 7800X3D Prozessor läuft.
Zunächst war man etwas skeptisch, weil man den L3 als Blockspeichergerät freilegen muss, um den CrystalDiskMark-Benchmark auszuführen. Das angebliche Volumen (508 MB) ist größer als der 3D V-Cache des Ryzen 7 7800X3D, der 96 MB L3-Cache hat. Es scheint jedoch eine legitime Methode zu geben, den 3D V-Cache für eine RAM-Disk zu nutzen.
Nemez, ein Benutzer auf X (früher Twitter), hat diese Methode entdeckt. Der Enthusiast teilte die Schritte, mit denen sie funktioniert, im Februar mit, aber sie war unter dem Radar geblieben. Die Ergebnisse waren sogar noch bemerkenswerter als die von Thomas: Die RAM-Disk erreichte sequenzielle Lese- und Schreibgeschwindigkeiten von 182 GB/s bzw. 175 GB/s auf dem Ryzen 7 5800X3D der letzten Generation.
Die Methode basiert auf OSFMount, einer kostenlosen Software, mit der man RAM-Disks erstellen und die Image-Dateien in verschiedenen Formaten einbinden kann. Das Erstellen einer RAM-Disk mit FAT32-Formatierung klingt nicht nach etwas Außergewöhnlichem. Allerdings muss man genaue Einstellungen in CrystalDiskMark vornehmen, damit es funktioniert. Laut Nemez muss man die Testwerte auf SEQ 256KB, die Warteschlangentiefe auf 1 und die Threads auf 16 einstellen. Außerdem muss man die Datenfüllung auf Nullen statt auf Zufall einstellen. Aufgrund der Art der Systemauslastung funktioniert die Methode möglicherweise nicht beim ersten Versuch, so dass man den Benchmark ein paar Mal ausführen muss.
Es ist faszinierend zu sehen, wie Enthusiasten neue Einsatzmöglichkeiten für AMDs 3D V-Cache finden. Obwohl die Leistungszahlen außergewöhnlich aussehen, sind sie noch weit davon entfernt, das Potenzial von 3D V-Cache auszuschöpfen. Die erste Generation von 3D V-Cache hat beispielsweise einen Spitzendurchsatz von 2 TB/s. AMD hat die Bandbreite bei der zweiten Generation auf 2,5 TB/s erhöht.
Das Experiment ist cool, aber in der Praxis nicht praktikabel, da es keine einheitliche Methode gibt, den 3D V-Cache anzuzapfen. Die Methode ist nicht unfehlbar und erfordert manchmal Versuch und Irrtum. Außerdem ist der 3D V-Cache auf Ryzen-Chips für Verbraucher viel zu klein, um hilfreich zu sein. Zum Beispiel hat das Flaggschiff Ryzen 9 7950X3D nur 128 MB L3-Cache. Andererseits könnten AMDs EPYC-Prozessoren wie der Genoa-X, der über 1,3 GB L3-Cache verfügt, ein interessanter Anwendungsfall sein.
Nichtsdestotrotz glauben wir, dass ein 3D-V-Cache und eine RAM-Disk ein gewisses Potenzial haben. Es ist ein cleverer Weg, um alte und neue Technologien miteinander zu verbinden. SSDs haben RAM-Disks obsolet gemacht, aber vielleicht können massive 3D-V-Cache-Platten sie wiederbeleben. Stell dir nur die Möglichkeiten vor, wenn AMD diese Idee aufgreifen und eine ausfallsichere Implementierung herausbringen würde, bei der die Verbraucher den 3D-V-Cache mit einem Knopfdruck in eine RAM-Disk umwandeln können.
