Schon kurz nachdem der Kurznachrichtendienst Twitter, jetzt X, von Elon Musk übernommen wurde, wanderten viele Werbekunden ab. Eine nächste Welle der Abwanderung wird für 2025 erwartet. Forscher rechnen mit einem Rückgang um 25 Prozent.
Der Kurznachrichtendienst X, früher Twitter, verlor bereits kurz nach der Übernahme durch Elon Musk viele Werbekunden. Weitere Kunden wanderten ab, nachdem eine angemessene Moderation faktisch völlig abgebaut wurde. Es kam zu vielen unangenehmen Vorfällen, beispielsweise laut IBM zu Nazi-Posts neben IBM-Werbung. Der Technologieriese zog sich daraufhin von X zurück. In einer Umfrage stellte das Marktforschungsunternehmen Kantar fest, dass ungefähr ein Viertel der noch vorhandenen Werbekunden für Anzeigen auf X weniger Geld ausgeben wollen.
Verlust von Kunden bereits 2023
Viele Branchengrößen stehen X kritisch gegenüber. Ein Grund dafür ist, dass Eigentümer Elon Musk 2023 einen antisemitischen Beitrag unterstützte. Neben IBM verließen auch andere bekannte Unternehmen wie Coca-Cola, Apple oder Disney die Plattform und schalteten keine kostenpflichtigen Werbeanzeigen mehr.
Dieser Trend setzte sich 2024 fort. Anfang September stellte die Weltbank alle bezahlten Anzeigen auf X ein. Wie eine Untersuchung von CBS News ergab, waren die Anzeigen unter einem rassistischen Beitrag platziert. Der betreffende Account teilt regelmäßig rechtsextreme Inhalte. Der Betreiber geht gegen solche Inhalte nur widerwillig vor.
Konkrete Zahlen zur Situation
Das Marktforschungsunternehmen Kantar bringt die Situation auf den Punkt und nennt konkrete Zahlen. Von den Vermarktern glauben nur 4 Prozent, dass auf X die Werbung für Marken sicher ist. Bei Google sind das immerhin 39 Prozent. Seit 2022 ist das Vertrauen auf X von ursprünglich 22 Prozent auf aktuell 12 Prozent gesunken. Für 2025 planen 26 Prozent der Vermarkter, weniger Geld für Anzeigen auf X zu zahlen.
Der geringere Anteil an Werbung könnte die Nutzer freuen, da sie nicht durch Werbung von den Inhalten abgelenkt werden. X hat aufgrund des Verhaltens und der kontroversen Politik von Elon Musk bereits starke Umsatzeinbußen verzeichnen müssen. Die Beziehung zur Werbeindustrie verschlechterte sich weiter, nachdem Musk gegen das global tätige Werbekonsortium GARM geklagt hatte.
Keine Trendwende in Sicht
X äußerte sich in einer Stellungnahme gegenüber CBS MoneyWatch, dass die Sicherheits- und Analysefunktionen stärker als jemals zuvor sind, was Werbetreibende wissen sollten. Viele Werbekunden werden sich fragen, warum diese Funktionen nicht genutzt werden. Vor der Übernahme durch Musk gab es ein Moderatorenteam, das menschenverachtende und entwürdigende Inhalte einzuschränken versuchte. Musk hat dieses Team in gewisser Weise aufgelöst.
Gonca Bubani, die bei Kantar als globale Leiterin für Thought Leadership beschäftigt ist, sagt, dass Werbetreibende bereits seit Jahren ihr Budget weg von X verlagern. In den nächsten zwölf Monaten hält sie eine Trendwende für unwahrscheinlich.
Anstatt Maßnahmen zu greifen, um die Situation zu verbessern, droht Musk seinen früheren Werbekunden mit Klagen.
Quellen: X, Kantar, IBM, CBS MoneyWatch, Gagadget, WinFuture, hardwareLUXX