Rennlenkräder wie das neue Thrustmaster T598 kommen nach einigen Jahren mit wenig Neuangeboten wieder in voller Stärke auf den Markt. Für alle, die ein Rennlenkrad für Sim-Racing und andere Rennspiele suchen, ist dieses neue, relativ erschwingliche Modell mit Direktantrieb (geeignet für PlayStation-Konsolen und PC) eine attraktive Wahl.
Thrustmaster ist eine Marke, die auch für weniger hardcore Sim-Racer gut geeignet ist. Wie bei Logitech gibt es dort Rennlenkräder für einige hundert Euro, während man bei Marken wie Fanatec und dem neueren Moza schnell die Tausend-Euro-Marke überschreitet. Heutzutage kann man eigentlich bei jeder Marke so viel ausgeben, wie man möchte, mit einer Auswahl an Basen, Lenkrädern, Knöpfen, Hebeln, Adaptern und vielem mehr. Aber was braucht man heutzutage, wenn man (so gut wie) komplett ausgestattet sein möchte?
Dann schaut man eigentlich schon über die Einstiegsmodelle wie den Thrustmaster T128 und den etwas teureren Logitech G923 hinaus, mit denen man für weniger als 300 Euro ready to race ist. Darüber hinaus bietet die erstgenannte Marke auch den T248 an. Wenn man jedoch gleich einen Sprung nach oben in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis machen möchte, ist der neue T598 eigentlich interessanter. Mit einem Preis von knapp unter 500 Euro befindet er sich eigentlich ein bisschen im Niemandsland.
Direktantrieb
Der T598 verfügt nämlich über einen Direktantrieb – oder: Direct Axial Drive, wie Thrustmaster ihn bei diesem Typ selbst nennt. Kurz gesagt bietet der Direktantrieb eine viel stärkere und präzisere Simulation der Kräfte, die Sie beim Lenken in Form von Force Feedback spüren. Bei günstigeren (und älteren) Lenkrädern (ohne Direktantrieb) geschieht dies über Riemen oder Zahnräder, während die wesentlich komplexeren Lenkräder mit Direktantrieb einen Magnetmotor verwenden. Thrustmaster hat seinem System eine neue Wendung gegeben, die unter anderem für eine geringere Überhitzungsgefahr sorgen soll. In der Praxis kann das Gehäuse des T598 dennoch recht warm werden, was jedoch auch mit der Intensität des Force-Feedbacks zusammenhängt, die Sie selbst einstellen können.
Das Gehäuse des T598 sieht etwas auffällig aus: eine recht dicke, achteckige Scheibe mit einer relativ kleinen Montagefläche. Die relativ hohe Form ist zu berücksichtigen, wenn man es gewohnt ist, relativ tief gegenüber dem Bildschirm zu sitzen. Thrustmaster liefert Kunststoffklammern zur Befestigung an einem Schreibtisch oder Tisch mit; zur Montage an einem Stuhl oder Ständer kann man eine mitgelieferte Halterung mit einigen Schrauben verwenden. Je nach Sim-Racing-Setup ist dafür möglicherweise etwas Kreativität erforderlich. Bei meinem Playseat Sensation Pro musste ich vor allem vier Schrauben fest anziehen, um zu verhindern, dass sich die T598-Basis während des Gebrauchs (auch aufgrund des starken Force-Feedbacks) löst. Etwas versteckt, unten rechts auf der Rückseite, befindet sich ein Ein-/Aus-Schalter.
Lenkrad
Das standardmäßig mitgelieferte Lenkrad ist funktional, wird aber nicht jedem gefallen. Dies liegt an der Kombination aus Gummi und Kunststoff sowie einer Tastenanordnung mit PlayStation-Symbolen, die als unlogisch empfunden werden kann. So befinden sich Dreieck und Quadrat auf der linken Seite und Kreuz und Kreis auf der rechten Seite. Außerdem fühlen sich diese „gespaltenen Face-Buttons“ nicht gut an, wenn man sie drückt. Praktisch ist jedoch die programmierbare Tastenkombination unten rechts, mit der man über eine LED-Anzeige verschiedene Einstellungen am Auto während der Fahrt anpassen kann – extrem nützlich beim Rennen in Gran Turismo 7 und Assetto Corsa Competizione zum Beispiel. Die magnetischen Schaltwippen fühlen sich angenehm an und sind klar zu bedienen. Viele alternative Lenkräder (von Thrustmaster) sind mit der T598-Basis kompatibel, erfordern jedoch in vielen Fällen einen Adapter, um montiert werden zu können. Andere Peripheriegeräte wie Schaltwippen und Handbremsen können glücklicherweise direkt angeschlossen werden.
Apropos Anschließen: Das Aktualisieren des T598 ist ziemlich umständlich. Dazu muss die Basis (über USB-C) an einen PC angeschlossen und eine separat herunterzuladende und zu installierende Software von Thrustmaster verwendet werden. Das sind wir von modernen Lenkrädern zwar gewohnt, aber in diesem Fall war eine Suche auf Reddit erforderlich, um sicherzustellen, dass die Basis, das Lenkrad und die Pedale alle auf dem betreffenden Gaming-PC erkannt wurden. Nach einer Handvoll Installationsprogrammen, Treibern und Suchvorgängen in der Windows-Systemsteuerung war es endlich einigermaßen geschafft. Gehen Sie also nicht davon aus, dass Sie nach dem Auspacken der Verpackung schon nach einem Abend loslegen können. Außerdem können Sie nach dem Firmware-Update eigentlich noch nichts am Lenkrad über das PC-Tool einstellen (über der verblassten Benutzeroberfläche steht ganz ungeniert „Coming soon!“), während dies bei anderen Marken üblich ist.
Bildschirm
Einstellungen wie die Empfindlichkeit und das Force Feedback können jedoch über einen kleinen Bildschirm oben auf der T598-Basis angepasst werden. Je nachdem, welches Spiel Sie spielen, können dort Informationen zu Ihrem Auto wie Drehzahl, Gang und Geschwindigkeit oder sogar Ihre Zeiten, Position und Flaggen angezeigt werden. Der Bildschirm selbst hätte etwas größer sein können, aber die Funktionalität ist in Ordnung. Auf der Website von Thrustmaster finden Sie Dutzende von empfohlenen Einstellungen für verschiedene Rennspiele und in einigen Fällen sogar spezifische Automodelle pro Spiel. Meiner Erfahrung nach ist es besser, selbst auszuprobieren, was sich gut anfühlt und funktioniert – allerdings unter Berücksichtigung der Haltbarkeit, denn je stärker das Force Feedback, desto mehr Wärme entsteht und desto größer sind die Risiken für die Lebensdauer Ihres Geräts.
Apropos Pedale: Zum T598 liefert Thrustmaster die Raceline Pedals LTE: ein modulares System, bei dem Sie die Steifigkeit der Pedale mit verschiedenen Federn einstellen können. Leider sind standardmäßig nur zwei Pedale enthalten, aber diese Anzahl sollte in naher Zukunft auf drei erweitert werden können, mit einer Load-Cell im Bremspedal, die mehr Präzision und Empfindlichkeit beim Bremsen ermöglicht. Andere Pedalsets funktionieren ebenfalls, wie beispielsweise das T-LCM (mit drei Pedalen, einschließlich Load Cell), das ich bereits zu Hause hatte.
Fahren
Wie gut sich das T598 beim tatsächlichen Spielen eines Rennspiels bewährt, hängt vom jeweiligen Titel ab. Gran Turismo 7 und Assetto Corsa Competizione (auf PS5) erkennen diesen Typ nicht (das hängt laut Thrustmaster von den Entwicklerstudios dieser Spiele ab), aber in der Praxis kann man die Funktionen problemlos nutzen. Etwas störend ist das sehr leichte „Zittern“ des Lenkrads, das man manchmal spürt, wenn das Rad eigentlich nicht benutzt wird, beispielsweise in Menüs.
Beim Fahren fällt auf, dass sich dieses Lenkrad nicht so „fleischig“ anfühlt wie einige andere Modelle, aber das T598 sorgt dennoch für ein präzises und raffiniertes Erlebnis. Vor allem bei subtilen oder sehr deutlichen Lenkbewegungen zieht dich dieses Lenkrad wirklich in das Fahrgeschehen hinein. Im „mittleren Bereich“ fällt das weniger auf. Um das beste Erlebnis zu erzielen, ist es auf jeden Fall eine gute Idee, mit den Einstellungen zu spielen. So können Sie auch „Gear Jolt“ aktivieren, eine Funktion, die die Schläge eines sportlichen (oder Renn-)Getriebes in einem (Renn-)Auto simuliert. Das ist etwas gimmicky, aber für Enthusiasten durchaus unterhaltsam.
Wir können das T598 als das interessanteste Lenkrad beschreiben, das Sie sich nach Hause holen können. Vor allem, weil Sie für diesen Preis eigentlich kein günstigeres Lenkrad mit Direktantrieb (axial) finden können. Alternativen bietet Thrustmaster selbst mit dem teureren T818 und dem luxuriöser gestalteten T-GT II, der jedoch keinen Direktantrieb hat. Der Logitech G Pro verfügt über mehr Zugkraft (11 Nm gegenüber 5 Nm beim T598), wird aber deutlich weniger komplett geliefert. Der Fanatec GT DD Pro ist deutlich teurer. Achten Sie bei Ihrer Entscheidung jedoch genau auf die Plattform: Fast alle Lenkräder sind mit dem PC kompatibel, aber die Funktionalität mit PlayStation 4 und 5 sowie der Xbox variiert enorm – und ist in vielen Fällen auf Spielkonsolen von Sony oder Microsoft beschränkt.