Heute widmen wir uns erneut unserem Temu-Gaming-PC und präsentieren euch Teil 2 unseres Video-Tests. In Part 1 haben wir den Zusammenbau des PCs überprüft und uns die Ästhetik angesehen. Unser Fazit war damals, dass der PC tatsächlich überraschend in Ordnung war. Aber eben nur von außen … wie sieht es nun aus, wenn ihr den Gaming-PC für das nutzen, wofür wir ihn gekauft haben? Heute gehen wir also ins Eingemachte.
Spoiler: Der 420-Euro-Temu-Gaming-PC hat tatsächlich mehr als genug Probleme …
Hier findet ihr unser gesamtes Video:
Falls ihr euch den ersten Teil auch noch mal ansehen wollt, dann schaut hier vorbei:
Zwei PCs im Vergleich
Wir stellen euch erst mal die Technik der beiden PCs vor, damit ihr wisst, was für die ungefähr 420-440 Euro verbaut ist.
Temu-PC:
- Intel i7 4770 (4th Generation): 70 Euro – das hat nur einen hohen Online-Preis, weil es nicht mehr hergestellt wird, stammt aus dem Jahr 2013, Sockel H3 / 1150
- RX 580 2048SP 4GB: 78 Euro – refurbished RX570 von China (typische Karte, die 2018-2021 zum Mining benutzt wurde)
- STG Sivir Mainboard: Chipsatz B85M
- STG Sivir Gehäuse: 45 Euro
- STG Sivir Netzteil
- 32 GB DDR3 RAM: 42 Euro
- 1 TB SSD: 50 Euro (Sata)
- Windows 10: hier ist zu beachten, dass der Support von Windows 10 nur noch bis Oktober 2025 läuft
Gesamtpreis: 300 Euro ungefähr
Verkaufspreis: 420 Euro
Unser HWN-PC:
- AMD Ryzen 5 5600: 85 Euro
- be quiet! Pure Rock Slim: 20 Euro
- Radeon RX 6400 (Low Profile Version): 132 Euro
- Asus Prime B450M (AM4): 60 Euro
- Oversteel – Irdium Gaming-PC: 41 Euro (hier hätte man leicht auch noch mal 30 Euro sparen können)
- Aerocool LUX550: 43 Euro
- Silicon Power SP016GXLZU320BDAJ5: 31 Euro
- 512GB M2 SSD Fikwot: 26 Euro
Gesamtpreis (= Verkaufspreis aufgrund des Eigenbaus): 438 Euro
Die größten Probleme des Temu-PCs
Die wohl größten Probleme, die der Temu-PC für 420 Euro gemacht hat, bezogen sich auf die Performance. Um klar zu machen, wie schlecht die Leistung des Temu-Gaming-PCs wirklich ist, haben wir hier unseren schnell zusammengebauten 430-Euro-PC als Gegenstück verwendet. Das ist eigentlich unser vorher zusammengebauter 300-Euro-PC in modifizierter Version.
Hier findet ihr auch dieses Video noch mal:
Jetzt zurück zur Performance.
Cyberpunk 2077
Wir haben zuerst in Cyberpunk 2077 reingeschaut. Das war gar nicht so schlecht. Mit beiden PCs liegen wir deutlich über 60 FPS bei niedriger Grafik und mit 1.080p Auflösung.
Wir haben zwar Framegen angeschaltet, aber wir waren trotzdem positiv überrascht. Schauen wir uns hier auch noch mal bei beiden PCs an, was wir als GPU verbaut haben:
- Der Temu-PC hat die RX 580 2048SP 4GB verbaut, was an sich keine schlechte GPU ist. Allerdings wissen wir mittlerweile, dass das eigentlich eine RX 570 aus China ist, die uns aber als RX 580 verkauft wurde. Kaufen kann man diese GPU für etwa 80 Euro.
- Bei unserem HWN-PC haben wir die RX 6400 Low Profile Edition. Diese GPU ist wirklich süß. Wir hatten sie bei uns auf Lager, da wir die AMD- und Intel-LP-Grafikkarten gegeneinander antreten lassen wollten, allerdings dafür noch keine Zeit hatten. Sie braucht zudem keinen externen Stromanschluss. Die Stromversorgung, die durch den PCle-Slot gegeben wird, reicht schon aus. Diese GPU kostet 132 Euro. Sie ist also teurer, dafür auch deutlich kleiner, frisst quasi keinen Strom und ist natürlich auch neuer.
Baldur’s Gate 3
Als Nächstes haben wir in ein Spiel reingeschaut, welches nicht nur GPU-lastig ist. Bei Baldur’s Gate 3 sah die Sache aber ziemlich übel aus. Vom ursprünglich knappen Rennen war nichts mehr zu sehen. Unser PC hat den Temu-PC komplett auseinander genommen.
Wir haben in Full-HD im Durchschnitt 24 FPS mehr und auch die 1 % Lows sprechen für sich. Warum gab es aber diese großen Leistungsunterschiede? Das liegt ganz bestimmt nicht an der Intel i7 4770, die zum heutigen Zeitpunkt schon mehr als zehn Jahre auf dem Buckel hat – oder etwa doch?
Tatsächlich scheint das der Grund zu sein. Bei unserem HWN-PC haben wir eine Ryzen 5 5600 verbaut. Wir bauen als auf dem AM4-Sockel auf, der natürlich noch deutlich aktueller ist als der LGA-1150-Sockel von vor gefühlt 1.000 Jahren.
Schauen wir uns passend dazu mal die Cinebench-Scores an. Spätestens hier muss jedem bewusst werden, dass der Temu-PC tatsächlich Schrott ist. Die CPU in unserem Rechner ist rund 2,5 x schneller als die des Temu-PCs und kostet nur 15 Euro mehr.
Wir sind uns sicher, dass Temu bzw. STG Sivir von den Intel i7 4770 eine richtig große Menge gekauft hat für sehr wenig Geld und das jetzt in ihre PCs verbaut.
Shadow of the Tomb Raider
Schauen wir nun ins nächste Spiel. Hier haben wir quasi die gleiche Geschichte wie bei Baldur’s Gate 3, nur noch mal heftiger. Unser PC erzielt im Durchschnitt 32 FPS mehr wie der Temu-Gaming-PC und auch in 2K liegen wir hier deutlich weiter vorne (wobei wir grundlegend natürlich niemandem empfehlen würden, mit so einem PC auf 2K zu zocken).
Black Myth Wukong
Das einzige Spiel, bei dem der Temu-PC mit unserem PC mithalten konnte, war Black Myth Wukong. Hier hat Temu sogar besser abgeschnitten, allerdings baut Black Myth Wukong auf starke GPUs und obwohl keine der beiden GPUs besonders stark ist, ist die des Temu-PCs noch mal ein bisschen besser.
Beide PCs erzielen durchschnittlich 75 bis 80 FPS bei dem Spiel und auch in den 1 % Lows bleiben wir über 60 FPS. Immerhin lässt sich dieses und vergleichbare Spiele damit zocken und das für so wenig Geld. Das allein ist schon beachtlich.
Weitere Benchmarks im Vergleich
Nachfolgend zeigen wir euch noch die weiteren Benchmarks, die die beiden PCs im Vergleich erzielt haben.
Furmark (Full HD)
- Temu-PC: 2.373 Pts (39 FPS)
- HWN-PC: 3.365 Pts (56 FPS)
Crystal Disk
- Temu-PC:
- Read: 526 MB/s
- Write: 504 MB/s
- HWN-PC:
- Read: 3.355 MB/s
- Write: 670 MB/s
Cinebench
- Temu-PC:
- Multi-Core: 4.144
- Single-Core: 866
- MP-Ratio: 4.78x
- HWN-PC:
- Multi-Core: 11.258
- Single-Core: 1.463
- MP-Ratio: 7.70x
3D Mark (TimeSpy)
- Temu-PC:
- Score: 3.164
- GPU-Score: 3.073
- CPU-Score: 3.809
- HWN-PC:
- Score: 3.981
- GPU-Score: 3.661
- CPU-Score: 7.894
Unser Fazit
Eine Cryptomining-Grafikkarte, eine CPU von vor elf Jahren und DDR3-RAM: Das hat uns Temu für 420 Euro verkauft. Wenn ihr uns fragt, dann denken wir, dass es das Geld absolut nicht wert ist. Unsere damals noch positive Einstellung dem PC gegenüber hat sich komplett gedreht. Niemand könnte oder sollte sich unserer Ansicht nach diesen PC kaufen.
Wenn ihr einen billigen PC kaufen wollt, dann baut euch stattdessen euren eigenen. Unseren 430-Euro-PC könnt ihr euch genau so nachbauen und in diesem Video hier findet ihr auch eine Video-Anleitung, wie ihr einen PC selbst zusammenbaut.