Swatch the Beep: Swatch mit Nachrichtenempfang schon mehr als 20 Jahre vor der Apple-Watch

Wer glaubt, dass Uhren erst jetzt Nachrichten empfangen können, der irrt. Heute sind es die Smartwatches mit zahlreichen Funktionen, mit denen ein Nachrichtenempfang möglich ist. Damals war es eine Swatch mit dem Namen Swatch the Beep.

Keine Nachrichten auf dem Smartphone mehr verpassen, Gesundheitsdaten im Blick haben, mit GPS navigieren, das ist mit Smartwatches möglich. Die Uhren verfügen über zahlreiche Funktionen. Direkt auf der Smartwatch sind die Nachrichten ablesbar. Mit Swatch the Beep, einer Swatch aus den 1990er-Jahren, sind die meisten dieser Funktionen nicht verfügbar. Dennoch kann diese Uhr Nachrichten empfangen. Das war lange vor der ersten smarten Uhr von Apple möglich.

Smartwatch mit Scall-Pager

Wer sich die Werbung für Swatch the Beep anschauen möchte, kann das auf dem YouTube-Video.

Der Uhrenhersteller Swatch aus der Schweiz hatte das Gehäuse der Uhr mit dem Scall-Pager ausgestattet. Mit ihm konnte eine Person darauf aufmerksam gemacht werden, jemanden anzurufen. Telekom griff diese Funktion 2020 auf und erinnerte an diese Zeit. Der Dienst war damals nur mit dem Detemobil nutzbar.

Die Uhr, aber auch Scall-Geräte hatten eine eigene Rufnummer. Um die entsprechende Person zu erreichen, musste diese Nummer angerufen werden. Eine Computerstimme nahm die eigene Rufnummer entgegen. Im Februar 1995 berichtete die Berliner Zeitung darüber, dass zusätzlich ein Code notwendig war.

Tabelle mit nummerierten Botschaften

Für die Codes brachte Swatch eine Tabelle mit nummerierten Botschaften heraus. Für eine Verabredung am Abend soll der Code 007 gegolten haben. Ein dringender Rückruf wurde mit 111 signalisiert. Textnachrichten waren später ebenfalls möglich. Das Problem bestand darin, dass der Träger der Uhr die Nachricht erst einmal erhalten musste. Nur in einem Umkreis von 25 Kilometern war der Funkdienst verfügbar. Darüber hinaus musste der angegebene Postleitzahlbereich beachtet werden. Damals gab es noch keine LTE-Module, so wie sie heute in vielen aktuellen Smartwatches enthalten sind.

Rückruf oft ein Problem

Derjenige, der die Botschaft verschickt hatte, bekam nur dann eine Bestätigung, dass der Empfänger sie auch erhalten hat, wenn der Empfänger zurückrief. Er musste dafür ein Telefon in der Nähe haben. Es gab dann zwar schon Handys, doch war Mobilfunk zu dieser Zeit noch teuer.

Auch der Funkdienst mit Swatch the Beep war kostenpflichtig. Absender mussten laut Spiegel pro Anruf 1,44 Mark bezahlen. Wer eine Swatch the Beep besaß, musste nur für das Gerät zahlen. Die Uhr kostete 200 Mark, ein Pager 140 Mark. Das war damals noch günstiger als ein Handy, galt jedoch noch als eher teurer Spaß.

Hohe Nachfrage in den 1990er-Jahren

Auch wenn der Preis für damalige Verhältnisse ziemlich hoch erschien, wollte ungefähr ein Drittel der Jugendlichen einen solchen Pager haben. Wie Telekom schreibt, war Detemobil damals Marktführer in der Branche. Experten rechneten laut B. Z. 1995 damit, dass bis zum Ende des Jahres ungefähr 300.000 Personen einen Pager nutzen.

Ein Werbespot mit einem Motorradfahrer, der zum Song Changes von David Bowie Nachrichten erhielt, könnte der Uhr und dem Pager zu einem hohen Beliebtheitsgrad verholfen haben. Auch die Backstreet Boys machten 1997 bei einem Konzert in Bonn Werbung für den Dienst. Die Zuschauer konnten ihren Idolen Nachrichten an deren Scall-Nummern schicken. Ob die Jungs wohl zurückgerufen haben? Eher nicht.

Der Dienst konnte sich trotz der hohen Nachfrage nicht durchsetzen. Ende der 1990er-Jahre kamen Nokia-Handys mit vielen Funktionen auf den Markt. Später wurden sie von den Smartphones abgelöst, die heute nicht mehr wegzudenken sind.

Swatch the Beep mit Sammlerwert

In den Läden gibt es eine Swatch the Beep heute nicht mehr, doch können solche Uhren noch bei eBay ersteigert werden. Bei einigen handelt es sich um Elektroschrott, andere gelten als Sammlerwerte und haben einen entsprechenden Preis. Zu gebrauchen sind die Uhren heute nicht mehr. Für die früheren Modelle waren zwei Knopfzellen nötig, eine für die Uhr selbst, die andere für den Pager. Die Batterie sollte zwei Jahre lang halten. Ein Wechsel war im Swatch-the-Beep-Service-Center möglich, das heute nicht mehr existiert.

Wer noch Ersatz für die Pager-Batterie bekommt, kann sie mit einem Mechanismus austauschen. Die Swatch wurde mit zwei Batterien geliefert. Ersatz wurde im Telekom-Laden angeboten. Die für die Swatch the Beep erforderliche Knopfzelle wird heute kaum noch verkauft.

Quellen: Swatch, Telekom, Berliner Zeitung, Spiegel, B. Z., t3n

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Maria Lengemann ist 37, Gamerin aus Leidenschaft, Thriller-Autorin und Serienjunkie. Sie ist seit 14 Jahren selbstständig und journalistisch auf den Hardware- und Gaming-Bereich spezialisiert.

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