Die Bundesregierung will die Halbleiterindustrie in Deutschland mit zwei Milliarden Euro subventionieren. Der US-amerikanische Hersteller Intel hat aus dem US CHIPS Act eine Unterstützung von 7,86 Milliarden US-Dollar erhalten.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, plant die Bundesregierung Subventionen von zwei Milliarden Euro für die Chipherstellung. Sie will die lokale Halbleiterindustrie fördern. Annika Einhorn, Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums, nannte gegenüber Bloomberg keinen konkreten Betrag, doch offiziell geht es um einen einstelligen Milliardenbetrag. Die Förderung, die an Intel in der letzten Woche aus dem US CHIPS Act gezahlt wurde, ist mit Einschränkungen verbunden. Die an die Förderung für Intel geknüpften Bedingungen gehen aus einem Schreiben an die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC hervor.
Unwägbarkeiten bei Subventionen für deutsche Halbleiterindustrie
Zu den Subventionen der Bundesregierung gibt es noch viele Unwägbarkeiten. Das Wirtschaftsministerium hat die deutsche Halbleiterindustrie möglicherweise angewiesen, sich bei Bedarf um Zuschüsse zu bewerben. Über die Bedingungen für eine Bewerbung ist aktuell nichts bekannt. Allein für Intel waren zehn Milliarden Euro an Fördermitteln geplant. Wir berichteten über die Pläne von Intel, in Magdeburg eine Chipfabrik zu bauen. In unserem Beitrag aus dem Mai ging es darum, dass Intel auf Kundenfang geht. Das Thema unseres Beitrags von Ende Mai war die Verschiebung des geplanten Baus auf 2025. Im August berichteten wir von einer Kostenbremse und einer damit verbundenen Gefährdung der Pläne. Ein Sparplan und die auf Eis gelegten Neubaupläne waren Gegenstand unseres Berichts vom September.
Geplant war auch, dass ESMC von der Bundesregierung fünf Milliarden Euro bekommen sollte. Über den ersten Spatenstich für eine Chipfabrik von ESMC in Dresden berichteten wir im August. Im Hinblick auf Intel und ESMC sind zwei Milliarden Euro an Fördermitteln nicht viel Geld. Die Kosten für ein neues, modernes Chipwerk belaufen sich auf ungefähr zehn Milliarden US-Dollar. Ein Betrag von zwei Milliarden Euro ist ausreichend für die Erweiterung einer bestehenden Fabrik. Für einzelne Projekte und verteilt auf mehrere Unternehmen ist der Betrag, den die einzelnen Bewerber erhalten, vergleichsweise niedrig.
Probleme der deutschen Chiphersteller
Deutsche Chiphersteller wie die in Bayern ansässige Siltronic AG kämpfen mit gestiegenen Energiekosten und ausländischer Konkurrenz, beispielsweise aus China. Wolfspeed und ZF hatten den Bau einer Chipfabrik im Saarland geplant, doch nahmen sie im Oktober Abstand von ihren Plänen, ähnlich wie es bei den Plänen von Intel für den Bau der Mega-Fabrik in Magdeburg aussieht.
Anreize für Leistungshalbleiter aktuell wenig sinnvoll
Die deutsche Wirtschaft schwächelt aktuell, was sich insbesondere in der Automobilindustrie bemerkbar macht. Anreize für Leistungshalbleiter sind daher wenig sinnvoll. Deutschland und Europa werden noch lange nicht vollständig unabhängig in der Chipfertigung. Um eine völlige Unabhängigkeit zu erreichen, müsste die Bundesregierung deutlich höhere Subventionen gewähren. Auch wenn Intel mit 10 Milliarden Euro vom Bund subventioniert werden würde, bestünde immer noch die Kontrolle durch ein US-amerikanisches Unternehmen. Die USA wollen mit ihren Förderungen für Intel aus dem US CHIPS Act verhindern, dass Intel und damit verbunden auch die USA die Chipherstellung nicht mehr unter Kontrolle haben.
Bedingungen für Intel bei Förderung aus dem US CHIPS Act
Die Foundry-Sparte von Intel ist bereits eigenständig. Die Förderung aus dem US CHIPS Act von 7,86 Milliarden US-Dollar ist an Bedingungen geknüpft. Sollte Intel seine Foundry-Sparte verkaufen, muss das Unternehmen immer noch 50,1 Prozent davon behalten. Wenn Intel die Foundry-Sparte an die Börse bringt, muss Intel die Stimmgewalt behalten. Keiner der neuen Aktionäre darf mehr als 35 Prozent der Aktien halten. Intel ist mit diesen Auflagen in der Planung seiner Unternehmensstruktur eingeschränkt.
Bereits seit längerer Zeit war die Abspaltung der Foundry-Sparte im Gespräch. Intel pausierte mit Großprojekten, doch in den USA und Irland setzte das Unternehmen seine Investitionen fort. Nur unter den genannten Bedingungen darf Intel die Gelder aus dem US CHIPS Act behalten.
Investitionen von Intel in den USA und Irland
Intel investiert in den USA und Irland insgesamt über 100 Milliarden US-Dollar. Ohne zusätzliche Investoren kann Intel diese hohen Summen nicht bewältigen. Intel erhielt direkte und indirekte Subventionen, aber auch Kredite zu vergünstigten Konditionen. Für die Fab in Ohio erhielt Intel 11 Milliarden US-Dollar. Der Investor Brookfield Investments ist mit 49 Prozent an der Errichtung der Fab in Arizona beteiligt. Die 50-Prozent-Marke wurde vermutlich auch hier aus den bereits genannten Gründen eingehalten. Der Investor Apollo ist mit 11 Milliarden US-Dollar an der Erweiterung der Fab in Irland beteiligt.
Festigung der Chipfertigung in den USA
Mit den an die Subventionen aus dem AS CHIPS Act geknüpften Bedingungen verfolgt die US-Regierung das Ziel, die Chipfertigung in den USA zu festigen. Intel wurden bereits drei Milliarden US-Dollar für die Fertigung von Chips für das US-Militär zugesprochen. Das Militär spielt eine wichtige Rolle, denn es gilt als kritische Infrastruktur. Die USA wollen sich unabhängig vom aktuellen Status Taiwans und vom taiwanesischen Hersteller TSMC machen. Die auf Eis gelegten Pläne für die Chipfabrik in Magdeburg dürften auch mit den geopolitischen Implikationen im Zusammenhang stehen.
Quellen: Bloomberg, Intel, Bundeswirtschaftsministerium, WinFuture, Computer Base, hardwareLUXX