Als die Pandemie weltweit zuschlug, hatte das Land Portugal eine Idee. Man wollte damals attraktiv für reiche digitale Nomaden sein. Diese sollten ihr vieles Geld mitbringen und dafür von Steuer-Vorteilen profitieren. Nun werden Influencer und Twitch-Streamer wie Unge langsam zum Problem für Portugal.
Der ursprüngliche Plan sah vor, dass 2022 ein Visum speziell für digitale Nomaden eingeführt wird. Voraussetzung dafür war, dass man ein Einkommen nachweisen konnte, welches vierfach höher als das portugiesische Mindestgehalt ist. Das bedeutet in dem Fall mindestens 3.280 Euro Monatsgehalt, mit dem die digitalen Nomaden einreisen dürfen.
Damit man aber auch digitale Nomaden überhaupt anziehen konnte, gewährte man ihnen zudem Steuer-Vorteile. Der Plan der Regierung ging auf und viele reiche digitale Nomaden wanderten nach Portugal ein.
Der Nachteil: Portugiesen wandern aus
An sich war die Idee gut. Man holt die reichen digitalen Nomaden ins Land, bietet ihnen steuerliche Vorteile und profitiert davon, dass sie ihr Geld im Land ausgeben. Das führte dazu, dass die Preise in Portugal so sehr erhöht wurden (zum Beispiel für Häuser und Läden), dass sich wiederum Portugiesen dieses Leben nicht mehr leisten konnten.
Mittlerweile leben ganze 25 Prozent Portugiesen im Ausland, weil ihr eigenes Land zu teuer geworden ist. Bei den jüngeren Portugiesen, die einen Abschluss einer Universität aufweisen können, sind es sogar 40 Prozent, die das Land verlassen.
Zahlen, Daten, Fakten zur Situation
Die Prognose für das Jahr 2024 sieht vor, dass Portugiesen im Land etwa 1.463 Euro pro Monat verdienen. Dieser Wert ist gegenüber 2023 sogar um 4,2 Prozent gestiegen. Das klingt also erst mal ganz gut. Leider sind die durchschnittlichen Mieten in Portugal um satte 10,5 Prozent gestiegen. Wenn man also den Durchschnitt der erhöhten Gehälter abzieht, dann bleibt ein Minus für die Menschen, sodass es teurer als vorher ist, in Portugal zu leben.
Wie Twitch-Streamer von Steuer-Vergünstigungen profitieren
Die Frage ist nun aber, was die ganze Situation mit Unge zu tun hat. Der Streamer lebt schon seit Ende 2018 in Portugal, sogar noch vor dem Visum für digitale Nomaden. Früher gab es auch schon Steuer-Vergünstigungen. Twitch-Streamer, die sich auf Madeira niedergelassen haben, sollen ganz eigene Sonder-Bedingungen haben, heißt es.
In einer Doku beschrieben AnniTheDuck damals, dass sie natürlich nur wegen des guten Wetters auf Madeira leben würde. Es ist aber davon auszugehen, dass es durchaus andere Gründe gibt.
Die ganze Sache mit den digitalen Nomaden und den Streamern bringt nun aber die ganze Preisstruktur von Portugal durcheinander. Die reichen Einwanderer verdienen ganz andere Beträge als die Einheimischen, die sich das Leben in ihrem eigenen Heimatland demzufolge teilweise nicht mehr leisten können, weil man sich an die Gelder der Einwanderer anpasst, wenn es um Ausgaben geht.
Man muss aber auch sagen, dass das kein Phänomen ist, welches es allein in Portugal gibt. In vielen Städten und Ländern gehen die Gehalts- und die Ausgaben-Spanne weit auseinander. Auch in Deutschland ist das ein Problem, weil die Mieten immer weiter steigen, aber die Gehälter nicht in gleichem Tempo zulegen. Es ist also nicht rein auf Portugal bezogen, aber verdeutlicht, dass Angebote wie Visum und Steuer-Vergünstigungen durchaus gut durchdacht werden sollten, um die gesamte Preisstruktur eines Landes nicht nachhaltig zu stören.
Quellen: xataka, Essential Business, ARD