Nvidia setzt zukünftig auf quelloffenen Linux-Kernel

Wohlhabende Nvidia-Mitarbeiter gehen in die "Halb-Rente" Titel

Bislang nutzte Nvidia bei seinen Treibern einen proprietären Linux-Kernel-Treiber, was sich nun jedoch ändern soll. Stattdessen möchte das Unternehmen ab sofort auf eine quelloffene Variante setzen, was einen erheblichen Vorteil für das Unternehmen bedeuten würde. Gleichwohl muss sich die Community Alternativen überlegen.

Veränderung war bereits eine Weile in Planung

Die Idee, auf einen quelloffenen Kernel-Treiber zu setzen, ist bei Nvidia nicht neu. Schon vor zwei Jahren wurde das Vorhaben diskutiert, dass der proprietäre Linux-Kernel-Treiber praktisch in Rente geschickt werden soll. Stattdessen zog Nvidia in Erwägung, einen Open-Source-Treiber einzusetzen, welcher zukünftig mehr Möglichkeiten eröffnet.

Die Veränderung soll vorerst vor allem für jene verfügbar sein, die bereits einen Computer besitzen, welcher einen solchen Grafikprozessor unterstützt.

Doch nicht bei allen kommt dieser Wechsel gut an. Die Treiber für Nvidias Grafikkarten werden mit der Veränderung verkompliziert. Langfristig möchte das Unternehmen zudem die Option ansteuern, zukünftig komplett auf die betreffenden Treiber zu verzichten.

Warum der Wandel?

Der Kurswechsel von Nvidia kommt nicht ohne Grund. So findet aktuell auf dem Markt der GPUs ein regelrechter Paradigmenwechsel statt, dem sich jedes Unternehmen früher oder später anschließen muss. Verantwortlich hierfür ist (wie bei vielem derzeit) die Künstliche Intelligenz.

Allerdings stellte sich heraus, dass die Umstellung auf einen Open-Source-Kernel-Treiber den Vorteil mit sich bringt, dass dieser auf Notebooks, Desktop-PCs und Workstations recht gut funktioniert. Hier wird dank der offenen Variante eine fast ebenso gute Unterstützung gewährleistet wie bei proprietären Ausführungen.

Vor zwei Jahren noch zeichnete sich eine solche Entwicklung noch nicht ab. Damals fehlten einige Details und Funktionen bei den entwickelten Treibern. Die Systeme wurden unter einem Linux-Kernel-Treiber mit GPL/MIT getestet, wobei sich herausstellte, dass der Verbesserungsbedarf noch erheblich ist. Dies hat sich inzwischen jedoch geändert.

Heutzutage sind die entwickelten Open-Source-Treiber hauptsächlich für die Zusammenarbeit mit KI-Beschleunigerchips vorgesehen, funktionieren jedoch auch gut mit Mainstream-GPUs. Ein großes Problem war zur damaligen Zeit jedoch auch noch der KI-Markt, auf dem es lizenzrechtliche Probleme gab und der Wettbewerb untereinander schwerfiel, während die Firmen allesamt unter einen gewissen Druck gerieten.

Zukünftig soll sich dies ändern, Nvidia hat hier schon den ersten Schritt gemacht. So wurden beispielsweise für die Chips der GPU-Reihe Blackwell und Grace Hopper schon gar nicht mehr mit einem proprietären Kernel-Treiber ausgestattet.

Gleichwohl konnte das Unternehmen die Defizite, die vor zwei Jahren noch zum Thema gemacht wurden, ausmerzen. So besitzen die derzeitigen Entwicklungen nur noch geringfügige Einschränkungen, sofern sie einen Open-Source-Kernel-Treiber verwenden.

Nutzern wird auch weiterhin die Wahl gelassen

Aktuell werden ausschließlich die folgenden Generationen an GPUs durch den Open-Source-Kernel-Treiber unterstützt:

  • Turing
  • Ampere
  • Ada Lovelace
  • Hopper

Grob umrissen handelt es sich um die GeForce des Herstellers mit der Bezeichnung 20er-Serie oder neuer. Ältere Modelle der Generationen Pascal, Volda und Maxwell hingegen werden nicht unterstützt (hierzu gehören die 700er-Modelle, sowie die GeForce 800 bis 10xx) und müssen weiterhin auf die Verwendung eines proprietären Treibers setzen. Dasselbe gilt auch für ältere Grafikkarte, deren Verwendung zum Beispiel der Legacy-Treiber voraussetzt.

Zukünftig soll jedoch alles darauf hinauslaufen, dass die veröffentlichten Grafikchips ausschließlich mit dem Open-Source-Kernel-Treiber betrieben werden. Die Veränderung macht sich bereits ab der 560er-Version bemerkbar und das System weist den Installer dazu an, die quelloffene Variante zu bevorzugen. Dabei spielen jedoch auch noch andere Faktoren eine Rolle, die zum Beispiel die Videowiedergabe (NVDEC), das Videoencoding (NVENC) oder Treiber für 3D-Inhalte (OpenGL und Vulkan) beeinflussen. Zuletzt müssen außerdem die allgemeinen Berechnungen (CUDA) berücksichtigt werden.

Wichtig ist, dass sie alle auf der Basis desselben Kernel-Treibers laufen.

Probleme durch manuelle Installation ohne Installer

Für gewöhnlich laden Nutzer die neuen Treiber mittels Installer herunter, der wiederum auch die bestmögliche Performance ermöglichen soll. Es gibt jedoch auch jene, die für die Installation der Treiber die manuelle Variante bevorzugen und somit auf einen Installer verzichten.

Besonders tückisch dürfte es vor allem dann werden, wenn ältere GPUs in Gebrauch sind, die noch immer mit einem proprietären Treiber arbeiten und somit kein geregelter Support mehr vorhanden ist. Langfristig gesehen soll es jedoch eine Verbesserung geben, sodass Standard-Kernel und Open-Source-Variante miteinander kompatibel sind.

Kernel-Entwickler nicht begeistert

Wenig Begeisterung zeigt sich hingegen bei Kernel-Entwicklern, insbesondere denjenigen, die den offiziellen Linux-Kernel entwickelt haben. Bislang sorgten diese sich nämlich nicht so wirklich um die Beseitigung der vorhandenen Fehler, die mit dem proprietären Kernel-Treiber entstanden. Durch dieses Defizit wiederum sind Schwierigkeiten praktisch vorprogrammiert, wenn nun Entwickler auf die Open-Source-Ausführung zugreifen und mögliche Fehler erneut programmieren, ohne es zu wissen.

Die gegebenen Hürden werden das Unternehmen mit hoher Wahrscheinlichkeit noch viel Mühe und Zeit kosten, um derartige Vorkommnisse möglichst zu reduzieren oder gänzlich zu verhindern.

Aktuell ist es daher absehbar, dass der Nvidia Treiber noch nicht in den offiziellen Kernel einzieht, weil ihm die Fähigkeiten für ein stabiles Interface, sowie Treiber für 3D, Video und dergleichen fehlen.

Alternativlösung soll Verbesserung bringen

Ein Gutes hat das Ganze jedoch: Zahlreiche Hobby-Programmierer der Community verbringen viel Zeit damit, Open-Source-Optionen zu ihrem Vorteil zu nutzen. Dementsprechend soll es auch dieses Mal die Community wieder richten.

Das Konzept mit dem Namen Nova, an dem die Community bereits seit einer Weile arbeitet, soll insbesondere für die neueste Nvidia GPU-Generation verfügbar gemacht werden. Dabei wird nicht nur der quelloffene Kernel-Treiber verwendet, sondern auch die Firmware, die Nvidia zur Verfügung stellt. Somit ließe sich das volle Potenzial der neuen Grafikkarten ausschöpfen. Die Grafikkarte könnte nicht nur sparsam, sondern auch schnell arbeiten.

Nvidia verzichtete bislang auf diese Option, da die Performance noch nicht überzeugen konnte. Mit der stetigen Entwicklung sieht dies jedoch inzwischen ein wenig anders aus.

Daneben soll die Community auch an Userspace-Treibern arbeiten. Somit wäre auch eine Unterstützung von weiteren Treibern möglich. Auf Dauer könnte es somit auch unter Umständen gelingen, gänzlich auf den hauseigenen Treiber von Nvidia zu verzichten.

Quellen: Heise.de, Nvidia, Linux-Magazin

Written by
Maria Lengemann ist 37, Gamerin aus Leidenschaft, Thriller-Autorin und Serienjunkie. Sie ist seit 14 Jahren selbstständig und journalistisch auf den Hardware- und Gaming-Bereich spezialisiert.

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