Wer mit digitalen Devisen handelt, benötigt eine Wallet, um sie aufzubewahren. Das ist auch auf einer Festplatte möglich, aber nicht immer zu empfehlen. Ein Mann hat vor mehr als zehn Jahren eine Festplatte im Müll entsorgt, auf der sich angeblich 8.000 Bitcoins befanden.
Der Brite James Howell hat vor mehr als zehn Jahren versehentlich eine Festplatte im Müll entsorgt, mit der er angeblich Zugriff auf ungefähr 8.000 BTC hat. Um an seine Bitcoins zu gelangen, die inzwischen erheblich in ihrem Wert gestiegen sind, will er im Süden von Wales, in Newport, eine Müllkippe umgraben. Die Stadtverwaltung wehrt sich vehement gegen dieses Vorhaben und verweigert ihm den Zugang. Der Brite leitet gegen die Stadtverwaltung jetzt rechtliche Schritte ein.
Klage auf Schadenersatz in Millionenhöhe
Wales Online berichtet, dass James Howell die britische Stadt Newport auf 495.314.800 britische Pfund verklagt, da er keinen Zugang auf die Müllkippe erhält. Umgerechnet sind das fast 600 Millionen Euro. Das entspricht ungefähr dem Wert der 8.000 auf der Festplatte befindlichen Bitcoins zum Anfang dieses Jahres.
Der Brite will die Stadt nicht in erster Linie dazu auffordern, den Betrag an ihn zu zahlen. Er benutzt die Klage vielmehr als Druckmittel, damit die Stadtverwaltung ihm den Zugang zur Mülldeponie gewährt und ihm erlaubt, die Deponie zu durchsuchen. Er will die Stadt sogar entschädigen, wenn er die Müllkippe umgraben darf. Erhält er Zugang zur Müllkippe, will er einen Anteil von 10 Prozent des Wertes zahlen.
Bitcoin ursprünglich durch Mining erhalten
James Howell hat eigenen Angaben zufolge die Bitcoins ursprünglich durch Mining erhalten. Das war vor mehr als zehn Jahren, als Kryptowährungen noch kaum bekannt waren. Er sagte gegenüber Wales Online, dass er lediglich ein paar Cent an Stromkosten für den Betrieb seines Laptops aufwenden musste, um die Bitcoins zu schürfen. Er hat den private Key für den Zugang auf die Bitcoins auf einer 2,5-Zoll-Festplatte gespeichert. Da er diese Festplatte im August 2013 mit einer anderen Festplatte verwechselt hatte, entsorgte er sie im Müll.
Es ist nicht ungewöhnlich, Bitcoin durch Mining zu erzeugen. Inzwischen sind dafür jedoch leistungsstarke Rechner und viel Energie erforderlich. Anfang 2013 wurde ein BTC für ungefähr 15 US-Dollar gehandelt. Im Laufe des Jahres 2013 stieg der Kurs stark an. Der Schlusskurs im Dezember 2013 lag bei mehr als 750 US-Dollar. Aktuell hat ein BTC einen Wert von 63.169,62 Euro (Stand 20. Oktober 2024).
Verzweifelte Versuche zum Auffinden der Festplatte
Der Brite versucht seitdem, die entsorgte Festplatte wiederzufinden. Um aus der Suche nach dem Datenträger eine Vollzeitbeschäftigung zu machen, gab er sogar seinen IT-Job auf. Die Suchaktion wird durch Investoren finanziert, die im Erfolgsfall einen Anteil an den Bitcoins erhalten sollen, dessen Höhe Howell gegenüber Wales Online nicht angab.
Zu seiner Unterstützung hat Howell ein Bergungsteam zusammengestellt, das ebenfalls einen Anteil an den Bitcoins erhalten soll. Bekommt er wieder Zugriff auf seine Bitcoins, stehen ihm lediglich 30 Prozent des Wertes zu. Es kommt nicht nur darauf an, die Festplatte zu finden. Die Daten müssen wiederhergestellt werden, wenn sie gefunden wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Datenwiederherstellung erfolgreich ist, schätzt er auf 80 Prozent. Er nimmt an, dass es 18 bis 36 Monate dauern wird, die Müllkippe umzugraben. Die sich daran anschließenden Sanierungsarbeiten könnten ein weiteres Jahr dauern.
Hinweis auf Umweltauflagen
Bereits im November 2013 soll sich Howell mit einem Vertreter der Stadtverwaltung von Newport getroffen haben. Er wollte mit ihm sein Anliegen besprechen, doch wurde er weitgehend ignoriert. Die Stadt verweist auf die Umweltauflagen und will ihm daher keinen Zugriff auf die Müllkippe gewähren. Mehrmals soll die Stadtverwaltung Howell darauf hingewiesen haben, dass die Suchaktion mit den Umweltauflagen der Gemeinde nicht vereinbar ist. In einer Stellungnahme erklärte die Stadtverwaltung, dass solche Arbeiten sich negativ auf die Umwelt auswirken. Lediglich die Stadtverwaltung ist zu solchen Arbeiten berechtigt.
Quellen: Wales Online, Golem