Microsoft hatte die Inbetriebnahme eines bereits stillgelegten Atomkraftwerks angekündigt. Google will nun in neue, klein-modulare Reaktoren investieren, die englisch mit SMR abgekürzt werden. Die Entscheidung ist im höheren Bedarf an Leistung für KI begründet.
Google benötigt neue Stromquellen für die KI-Technologien, damit wissenschaftlicher Fortschritt möglich ist, die nationale Wettbewerbsfähigkeit und das Wirtschaftswachstum gefördert und Dienstleistungen für Kunden und Unternehmen verbessert werden. In seiner Begründung für den höheren Bedarf an Energie hebt Google nur die positiven Aspekte der Atomenergie hervor. Die Kernenergie ist rund um die Uhr verfügbar, ist zuverlässig, kohlenstofffrei und sauber.
Inbetriebnahme in der ersten Phase bis 2030
Das erste SMR von Kairos Power soll in der ersten Phase bis 2030 ans Netz gehen. Bis 2035 sind weitere Reaktoren geplant. In die US-amerikanischen Stromnetze sollen bis zu 500 Megawatt eingespeist werden. Vom sauberen und erschwinglichen Atomstrom sollen auch die Gemeinden profitieren. Kairos Power nutzt für seine Reaktoren ein Kühlsystem, das aus Flüssigsalz und einem keramischen, kieselartigen Brennstoff besteht. Es handelt sich um geschmolzene Fluoridsalze. Anders als bei herkömmlichen Reaktoren verkocht die Kühlflüssigkeit nicht. Der Druck im Reaktor könnte bei einem GAU vergleichsweise gering bleiben. Die SMR haben daher ein geringeres Sicherheitsrisiko.
Kairos Power ist ein junges US-amerikanisches Unternehmen, das seinen Sitz im kalifornischen Alameda hat und 2016 gegründet wurde. Das Unternehmen betreibt ein Forschungszentrum in Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexiko. Eigenen Angaben zufolge entwickelt Kairos Power fortschrittliche Kernkrafttechnologien, um im Kampf gegen den Klimawandel kostengünstige und saubere Energie bereitzustellen.
Kairos Power hat bislang noch keinen Reaktor in Betrieb genommen. Das für 2030 von Google geplante Mini-Atomkraftwerk wäre dann der erste dieser Reaktoren. Das Unternehmen bekam bereits 2023 die Genehmigung zum Bau des ersten Testreaktors im US-Bundesstaat Tennessee.
Reaktoren mit kompakter Größe und modularer Bauweise
Die SMR zeichnen sich durch eine kompakte Größe und modulare Bauweise aus. Die Bauzeiten können dadurch verkürzt werden. Einsätze an mehreren Orten sind möglich. Mit dem Schritt sieht Google eine neue Dekarbonisierungsinitiative und wirtschaftliche Vorteile für die USA. Das Projekt dient jedoch nicht in erster Linie altruistischen Zwecken. Es geht vielmehr darum, den Anschluss an Microsoft im Rennen um KI nicht zu verlieren. Microsoft ist schon weiter und hat mit seinen Fortschritten schon für Panik in der Unternehmensführung von Google gesorgt.
Rolle von KI bei der Nutzung von SMR
Der Hype um KI trieb den Strombedarf der Technologiekonzerne stark in die Höhe. Für den Betrieb von KI-Rechenzentren besteht ein Bedarf an Energie in bislang noch unbekanntem Ausmaß. ChatGPT ist ein Beispiel dafür. Eine Anfrage bei einer KI-Maschine benötigt 0,003 Kilowattstunden Strom. Das ist ungefähr das Zehnfache wie bei einer Google-Suche.
Das Electric Power Research Institute gibt an, dass Datenzentren bis Ende dieses Jahrzehnts ungefähr neun Prozent der gesamten Stromerzeugung in den USA benötigen könnten. Der Verbrauch würde sich damit mehr als verdoppeln. Goldman Sachs schätzt, dass auch sich der Stromverbrauch der Rechenzentren in den USA von 2023 bis 2030 ungefähr verdreifachen könnte.
Alternativen zur Kernenergie
Einige Technologiekonzerne und Branchenkenner sehen zur Deckung des Energiebedarfs der KI-Rechenzentren in Atomenergie nicht die einzige Lösung. Microsoft investierte zusammen mit dem in Dubai ansässigen KI-Unternehmen G24 eine Milliarde Dollar in ein Azure-Rechenzentrum. Das Rechenzentrum in Kenia für Ostafrika soll vollständig mit Geothermie betrieben werden, die ebenfalls als saubere Energie gilt.
OpenAI-Chef Sam Altman ist einer der Investoren in das grüne Energie-Startup Exowatt. KI soll laut Exowatt mit modularen Solarsystemen beliefert werden, mit denen die Energie nahezu kostenlos bereitgestellt wird. Exowatt hat Solarmodule in der Größe von Schiffscontainern entwickelt. Sie wandeln Sonnenenergie in Wärme um, die ungefähr 24 Stunden lang gespeichert werden kann.
Quellen: Google, Kairos Power, Electric Power Research Institute, Goldman Sachs, Microsoft, Exowatt, t-online, Tagesschau, hardwareLUXX