Wir schauen uns heute das Thema Mainboards genauer an. Dabei ist es für Käufer oft überhaupt nicht verständlich, wo eigentlich die Unterschiede liegen – und zwar abgesehen vom Preis.
Wir haben hier ein Mainboard von Gigabyte für gerade einmal 142 Euro und ein Mainboard von ASUS für satte 725 Euro. Wie rechtfertigt sich dieser massive Preisunterschiede und ist es wirklich sinnvoller, ein teureres Mainboard zu kaufen? Blicken wir erst einmal auf die technischen Details unserer Mainboards.
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Unsere Mainboards im Vergleich
Für unseren Vergleich haben wir diese zwei Mainbords ausgewählt:
- ASUS ROG MAXIMUS Z790 FORMULA für 725 Euro
- GigaByte B760 DS3H für 152 Euro
Nachfolgend stellen wir euch zuerst technisch die Gemeinsamkeiten und nachfolgend die Unterschiede vor. So ist es leichter zu erkennen, wo sich die Mainboards tatsächlich unterscheiden.
Gemeinsamkeiten der GigaByte- und ASUS-Mainboards
- Formfaktor: ATX
- Sockel: LGA 1700
- RAM: DDR5
- M2 Kühlung: vorhanden
- VRM Kühlung: vorhanden
Besonders auffällig ist, dass in beide Mainboards mit dem Sockel LGA 1700 also unser Intel i9-14900k Prozessor passt. Beide Mainboards haben außerdem einen DDR5-Anschluss.
Der Formfaktor ist bei diesen Mainboards ebenfalls identisch, es gibt aber neben ATX noch weitere Varianten. Micro ATX ist etwas kleiner und es gibt mini ITX als kleinstes Mainboard, das ihr euch kaufen könntet, was gerade für die kleinsten PCs nötig ist. Beim Formfaktor kommt es also unter anderem darauf an, welches Gehäuse ihr euch kauft oder welches ihr schon besitzt.
Unterschiede der GigaByte- und ASUS-Mainboards
Preis:
- GigaByte: 142 Euro
- ASUS: 725 Euro (80,4 Prozent teurer als GigaByte)
Chipsatz:
- GigaByte: B760
- ASUS: Z790
Z790 von ASUS ist Overclocking-Ready und B760 von GigaByte ist nicht zum Overclocking einer -K CPU geeignet. Das ist also der erste Punkt, durch den ein Preisunterschied zustande kommt.
PCle:
- GigaByte:
- 1 x PCle-x16-4th Gen (31,52 GB/sek)
- 4 x PCle-x16-3rd Gen (x1)
- ASUS:
- 2 x PCle-x16-5th Gen (63,04 GB/sek)
- 1 x PCI-x4-4th Gen (1 GB/sek)
Hier solltet ihr euch die Frage stellen, wie viele „gute“ PCle-Slots ihr braucht. Wenn ihr in Zukunft eure GPU upgraden möchtet, solltet ihr zum Beispiel schauen, dass alle PCle 5.0 unterstützen. Das gilt aber wirklich nur, wenn ihr sehr weit in die Zukunft planen wollt, ansonsten ist PCle 4.0 absolut ausreichend.
Beachtet außerdem, dass jede PCle-Version doppelt so schnell wie der Vorgänger ist. PCle 3.0 liefert 8 GT/s (das steht für Giga Transfers pro Sekunde). PCle 4.0 liefert 16 GT/s und PCle 5.0 liefert 32 GT/s.
Hier können durchaus einige Probleme entstehen. Eine GPU mit 8-Lanes (8x) bietet nachweislich weniger Leistung, wenn es sich um die PCle 3.0 Version handelt. PCle kann also (je nach GPU) ein Bottleneck sein und sollte daher beim Kauf des Mainboards beachtet werden (vor allem bei GPUs, die nur mit 8 Lanes angebunden sind, da hier eine höhere PCle-Generation Gold wert sein kann).
Bei einer GPU wie AMD 6800 mit PCle-x16 ist das kein Problem, wenn es PCI e3.0 ist. Bei einer GPU wie 4060 Ti oder AMD RX 7600, die nur über 8 Lanes funktioniert, ist die PCle-Version dagegen wichtiger.
Dieser Punkt ist durchaus wichtig und sorgt für einen weiteren Preisunterschied. Zwar hat das günstige Mainboard mehr Slots, aber dafür könnte es zu einem Bottleneck kommen. Beim teuren Mainboard sind es weniger Slots, aber jeweils mit der fünften Generation und 16 Lanes. Das bedeutet, dass ihr in beide Slots die neuesten Grafikkarten anschließen könntet. Bei GigaByte ist nur ein Slot stärker und die vier anderen haben die dritte Generation, das heißt, dass die Anwendungsfälle geringer sind.
M2 SSD:
- GigaByte:
- 2 x M2 SSD PCle 4rd Gen (x4)
- ASUS:
- 1 x M2 SSD PCle 5th Gen
- 4 x M2 SSD PCle 4th Gen
Ähnlich wie bei den PCle-Slots gibt es auch hier starke Unterschiede in den Generationen. Wir haben bei ASUS fünf M2-Slots mit Generation vier und fünf. Bei GigaByte sind es zwei Slots mit der dritten Generation.
VRM:
- GigaByte: 10 virtuelle Phasen (8+2), 6 reale Phasen (4+2)
- ASUS: 21 virtuelle Phasen (20+1), 11 reale Phasen (10+1)
VRM steht für Voltage Regulator Module oder Spannungsreglermodul. Die Hauptaufgabe von VRM ist es, die 12-Volt-Spannung aus dem PC-Netzteil in eine brauchbare Spannung für die CPU umzuwandeln (1,1 – 1,3 Volt). Eine zu hohe Spannung kann allerdings die CPU schrotten. Das Mainboard wird mit 12 V, 5 V und 3,3 V betrieben. Diese Spannungen dürfen aber nicht direkt an den Prozessor oder an den RAM.
Ein VRM besteht aus Kondensatoren. Aktuelle Prozessoren setzen mehrphasige VRMs voraus, sodass die Stromlast auf einem physikalisch größeren Bereich liegt. Dadurch kommt es im Board zu weniger Wärmeentwicklung.
Von Mainboard-Herstellern werden die VRMs zum Beispiel als 8+3 oder 10+2 angegeben. Die Zahl vor dem + steht für die Anzahl der Regulatoren, die nur für die CPU zuständig sind. Die zweite Zahl ist die Menge an Wandlern, die für die restlichen Komponenten des Mainboards zuständig sind (zum Beispiel RAM).
Je hochwertiger der Wandler ist, desto zuverlässiger arbeitet die CPU (vor allem beim Übertakten). VRM mit einer schlechten Qualität können einen Leistungsverlust hervorrufen und die CPU bei intensiver Arbeit einschränken. Im schlimmsten Fall belohnt euch der PC mit einem Blue-Screen.
Kühlung:
- GigaByte: keine besondere Kühlform
- ASUS: HybridChill-Kühlung
I/O Anschlüsse:
- GigaByte:
- 1 x USB-A 3.1
- 1 x USB-C 3.2
- 4 x USB-A 2.0
- ASUS:
- 2 x Thunderbolt 4.0
- 6 x USB 10 Gpbs
- 1 x HDMI 2.1
Dieser Punkt ist sehr individuell. Mehr ist nicht automatisch besser, sondern einfach vielfältiger. Es ist dagegen wichtig, was ihr selbst benötigt. Bei unserem Video-Redakteur ist es so, dass er seine Capture Card, sein Mikrofon, seine Tastatur, seine Maus und seine Beleuchtung hat. Das alles passt nicht in seinen PC rein und er kann das nicht alles gleichzeitig anschließen. Dann muss er also überlegen, wie viele Peripherien man anschließen möchte und welche Anschlüsse konkret benötigt werden.
Features:
- GigaByte:
- 1 GB Ethernet
- ASUS:
- 5 GB Ethernet (ASUS LANGuard)
- Wi-Fi 7
- Aura Sync RGB
- AI Overclocking
- AI Cooling
- AI Networking
- AI Noise Cancelation
Obwohl Wi-Fi 6E schon gut ist, ist Wi-Fi 7 von ASUS schlichtweg noch neuer. Auch das BIOS macht bei den beiden Mainboards einen großen Unterschied (wobei wir uns damit in einem der nächsten Videos noch mal ausführlicher beschäftigen werden). In Bezug auf das Overclocking bietet ASUS daher natürlich deutlich mehr Features als beim GigaByte-Mainboard. Es ist aber eine Frage, ob euch das persönlich interessiert oder eher nicht.
Was macht ein gutes Mainboard überhaupt aus?
Wie man sieht gibt es also so einige Unterschiede zwischen den Mainboards, und zwar nicht nur im Preis. Doch was macht ein gutes Mainboard eigentlich aus? Ist es Wi-Fi oder sind es die USB-Steckplätze? Fakt ist, ein Mainboard kann so viel mehr.
Wichtig ist, dass ihr das Mainboard passend zu eurer CPU kauft. Welchen Sockel benötigt ihr speziell? Wie groß wird eure Grafikkarte? Welcher RAM soll eingebaut werden? DDR4 ist unserer Ansicht nach quasi genauso gut wie DDR5. Möchtet ihr also mehr Geld sparen, bleibt bei DDR4.
Welches Mainboard ist besser?
Dass die beiden Mainboards zahlreiche Unterschiede aufweisen, ist euch sicher aufgefallen. Vieles haben wir dabei bereits thematisiert. Noch spannender ist es aber, die Mainboards im Praxistest nebeneinander zu sehen. Genau das erwartet euch schon bald in einem neuen Video. Dann lassen wir die beiden Mainboards gegeneinander antreten und können euch ganz konkret sagen, wer gewinnt. 100 Euro oder 700 Euro?