Der Handelsstreit zwischen den USA und China über Halbleiter könnte weiter angeheizt werden. China hat jetzt seinen bislang größten Chip-Investmentfonds seiner Geschichte aufgesetzt und reagiert damit auf das Chip-Exportverbot der USA. Mit dem Investmentfonds will China die Halbleiterbranche im eigenen Land fördern und trotz der Exportverbote der USA unabhängig sein.
Mit einem Kapital von umgerechnet 44,6 Milliarden Euro will China Investitionen in die Halbleiterindustrie im eigenen Land fördern und die Halbleiterproduktion ankurbeln. Das Land hat dafür seinen größten Halbleiter-Investmentfonds in seiner Geschichte aufgelegt. Der Grund dafür sind die Chip-Exportverbote der USA. Die Volksrepublik hatte zuvor bereits einen Zwei-Milliarden-Fonds aufgesetzt, um die Chip-Produktion zu fördern. China fokussiert sich auf die Ausrüstung und den Technologieausbau. Die Aktien der Hersteller könnten dadurch wahrscheinlich Kurszuwächse verzeichnen.
Investmentfonds mit staatlicher Unterstützung
Der neue Investmentfonds für die Chip-Industrie wurde am 24. Mai 2024 aufgelegt und trägt den Namen Big Fund III. Der staatlich unterstützte Investmentfonds hat ein Kapital von 344 Milliarden Yuan, was ungefähr 44,6 Milliarden Euro entspricht. In einer Serie von durch die Regierung getätigten Investitionen in die Halbleiterindustrie ist das der größte Fonds. China will die nationale Selbstversorgung im strategisch wichtigen Sektor der Halbleiterindustrie voranbringen und seine eigene Halbleiterindustrie stärken.
Der neue Investmentfonds wird von der chinesischen Zentralregierung, aber auch von verschiedenen Unternehmen und staatlichen Banken finanziert. Auch die Industrial & Commercial Bank of China gehört zu den Finanzierern. Das chinesische Finanzministerium ist einer der größten Anteilseigner.
China strebt Unabhängigkeit in Halbleiterproduktion an
Der chinesische Präsident Xi Jinping weist auf die Notwendigkeit der Unabhängigkeit Chinas in der Halbleiterproduktion hin. Das ist für China umso wichtiger, da die USA in den letzten Jahren verschiedene Exportkontrollmaßnahmen eingeführt und Exportverbote verhängt hatten. Sie wollten damit verhindern, dass China die Chips für die militärische Aufrüstung nutzt.
Mit dem neuen Chip-Investmentfonds will China eine eigene Lieferkette für Halbleiter aufbauen. Für das Land ist das umso wichtiger, da nicht nur die USA ein Exportverbot verhängt haben. Die USA haben auch ihre Verbündeten dazu angehalten, China den Zugang zu Chip-Technologien zu erschweren. Als Verbündete gelten in diesem Fall Japan, Südkorea, die Niederlande und Deutschland.
Fokus auf Ausrüstung für Chip-Herstellung
Mit dem Big Fund hat China bereits zahlreiche Investitionen in der Chip-Industrie gefördert. Dazu gehören die beiden größten Chip-Foundries Hua Hong Semiconductor und Semiconductor Manufacturing International Corporation (SMIC), das Unternehmen Yangtze Memory Technologies sowie ein Hersteller von Flash-Speichern. Mit dem neuen Investmentfonds fokussiert sich China auf die Ausrüstung für die Chip-Herstellung. Um das Kapital in der dritten Phase zu investieren, sollen möglicherweise mindestens zwei Institutionen beauftragt werden.
Die Finanzmärkte reagierten positiv auf den neuen Investmentfonds. Bei den führenden chinesischen Chip-Herstellern, zu denen Hua Hong Semiconductor und SMIC gehören, konnten die Aktien starke Kursgewinne verzeichnen.
Kampf um Computerchips zwischen China und USA
Der Streit zwischen den USA und China um Computerchips ist schon seit einiger Zeit im Gange. So verhängten die USA bereits 2022 ein Lieferstopp für Chips an China, um die Volksrepublik über Jahre in der Entwicklung im Technologiebereich auszubremsen. Einerseits will die US-Regierung damit die Halbleiterproduktion im eigenen Land ankurbeln, andererseits will sie verhindern, dass China die Chips für militärische Zwecke nutzt. Kurz vor dem Exportstopp 2022 hatte US-Präsident Joe Biden den CHIPS-Act unterzeichnet, bei dem es sich um ein Investitionspaket in die Halbleiterindustrie im eigenen Land handelt.
Ein Smartphone des chinesischen Herstellers Huawei sorgte im August 2023 für Schockwellen in den USA. Der Hauptchip zeichnete sich durch eine fortschrittliche Technologie aus. Von den Exportverboten war auch das US-amerikanische Unternehmen Nvidia betroffen. China ignorierte jedoch das Exportverbot und kaufte bei Nvidia Spezialchips für Künstliche Intelligenz. Wie die Nachrichtenagentur Reuters mitteilte, habe Nvidia aufgrund des Exportverbots verschiedene Chips explizit für den chinesischen Markt entwickelt. Nvidia weist darauf hin, dass das Exportverbot nicht vollkommen wasserdicht ist.
Mit dem Investmentfonds reagiert China auf das Exportverbot und will seine eigene Chipproduktion vorantreiben.
Quellen: Tagesschau, Süddeutsche Zeitung, Der Standard, Reuters, Wallstreet Online