Das deutsche Deep-Tech-Startup Cerabyte arbeitet an einer vielversprechenden Speicherlösung, die das Potenzial hat, den Markt für Langzeitarchivierung grundlegend zu verändern. Mit seiner aktuellen Roadmap für keramische Datenspeicherlösungen plant das Unternehmen, bis zum Jahr 2030 Speichersysteme mit einer Kapazität von bis zu 100 Petabyte pro Rack anzubieten.
Die Speichertechnologie mit dem Namen Ceramic Nano Memory basiert auf dünnen Glasscheiben mit keramischer Beschichtung, die mithilfe von Femtosekundenlasern beschrieben und durch hochauflösende Kameras ausgelesen werden. Der Fokus liegt auf extrem langlebiger, energiearmer Datenspeicherung – besonders für sogenannte kalte Daten, die langfristig erhalten bleiben müssen.
Fortschritte bei Lesegeschwindigkeit und Datenrate
Cerabyte will nicht nur in puncto Speicherdichte neue Maßstäbe setzen, sondern auch die bislang noch langsamen Zugriffszeiten und Datenübertragungsraten deutlich verbessern. Während frühe Prototypen eher im Labormaßstab arbeiteten, zeigen neue Ergebnisse und Tests, dass die Technologie skalierbar ist und sich für automatisierte Speicherumgebungen eignet – beispielsweise als Ersatz oder Ergänzung zu klassischen Bandsystemen.
So funktioniert das Speicherprinzip mit Glas und Keramik
Im Kern der Technologie steht eine Glasscheibe mit einer nur 10 Nanometer dünnen Keramikschicht, die über eine Fläche von ca. 9 × 9 Zentimetern verfügt und nur 100 Mikrometer dick ist. Mit einem Femtosekundenlaser werden winzige, QR-Code-ähnliche Muster in die Oberfläche eingebrannt, die die eigentlichen Informationen enthalten.
Das Auslesen erfolgt durch eine mikroskopische Kamera, die die Strukturen präzise erkennt. Die Speicherplatten werden dabei in Kassetten mit Bandformat gebündelt, die von Robotersystemen automatisch gewechselt werden können.
Technische Spezifikationen im Überblick:
Eigenschaft | Wert / Beschreibung |
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Speichermedium | Glas mit Keramikbeschichtung |
Scheibengröße | ca. 9 × 9 cm |
Dicke | ca. 100 Mikrometer |
Schreibverfahren | Femtosekundenlaser |
Lesevorgang | Mikroskopkamera |
Energiebedarf | Nur beim Schreiben/Lesen |
Formfaktor | Bandkompatible Cartridges |
Vorteile für Archivierung und Nachhaltigkeit
Ein entscheidender Vorteil von Ceramic Nano Memory ist die energiefreie Langzeitarchivierung. Anders als bei SSDs oder Festplatten benötigen die Medien nur Strom, wenn aktiv gelesen oder geschrieben wird. Das macht sie besonders interessant für Anwendungen, bei denen große Datenmengen über Jahrzehnte erhalten bleiben sollen, ohne regelmäßig gewartet oder migriert werden zu müssen.
Typische Einsatzbereiche sind:
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Langzeitarchive in der Forschung
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Medizinische und rechtliche Dokumentation
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Cloud-Backup für kalte Daten
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Medien- und Filmarchive
Unterstützt von Branchengrößen und Institutionen
Cerabyte konnte in den vergangenen Jahren namhafte Partner und Investoren gewinnen. Neben einer strategischen Beteiligung von Western Digital wird das Unternehmen von der Europäischen Kommission mit Fördermitteln unterstützt, zudem gibt es eine technologische Kooperation mit Intel. Insgesamt flossen bislang über 10 Millionen US-Dollar an Startkapital und Fördergeldern in die Entwicklung.
Ausgewählte Unterstützer:
Unternehmen / Institution | Art der Unterstützung |
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Europäische Kommission | Zuschüsse / Fördermittel |
Intel | Technologische Partnerschaft |
Western Digital | Strategische Investition |
Zukunftsausblick: Speicher der nächsten Generation
Cerabyte positioniert sich in einem Markt, der durch wachsende Datenmengen und steigende Anforderungen an nachhaltige IT-Infrastruktur geprägt ist. Während klassische Speichermethoden zunehmend an physische Grenzen stoßen, verspricht Ceramic Nano Memory nicht nur eine hohe Lebensdauer von mehreren Jahrhunderten, sondern auch geringere Betriebskosten und einen minimalen ökologischen Fußabdruck.
Die nächsten Schritte beinhalten die Industrialisierung des Produktionsprozesses, den Aufbau von Pilotprojekten mit Großkunden und die Ausweitung der Lese- und Schreibgeschwindigkeiten auf marktübliche Standards. Der geplante Meilenstein von 100 Petabyte pro Rack bis 2030 gilt als ambitioniert, aber technisch erreichbar – und könnte den Markt für Archivspeicher revolutionieren.