Der CEO des niederländischen Kryptoplattform-Betreibers Bitvavo, Mark Nuvelstijn, ist mit sofortiger Wirkung von seinem Posten zurückgetreten. In einer offiziellen Erklärung gab er bekannt, dass er nicht ins Unternehmen zurückkehren werde. Der Rücktritt erfolgt nur einen Tag nach seiner vorübergehenden Amtsniederlegung – und steht in direktem Zusammenhang mit Berichten über mögliche Verstöße gegen Anti-Geldwäsche-Regeln, wie sie zuvor vom Financieel Dagblad (FD) aufgedeckt worden waren.
Hintergrund: Private Finanzgeschäfte unter Verdacht
Laut dem FD soll Nuvelstijn mit seinen privaten Investitionen in Verbindung mit dem inzwischen verurteilten Finanzbetrüger Max R. gegen geltende Anti-Geldwäsche-Vorschriften verstoßen haben. Dabei soll er unter anderem Falschangaben gegenüber der ING Bank gemacht haben, um die Herkunft und den Verwendungszweck von Geldern zu verschleiern.
Konkret erklärte Nuvelstijn gegenüber der Bank, er habe eine private Kreditaufnahme bei Max R. getätigt. Tatsächlich soll das Geld jedoch für spekulative Anlagen verwendet worden sein – eine Finte, mit der er Kontrollmechanismen der Bank umging und rund 4,9 Millionen Euro unkontrolliert an Max R. weiterleiten konnte.
Vorwurf des Insiderhandels
Zusätzlich berichtet das Financieel Dagblad, dass Nuvelstijn bereit war, mit Insiderwissen zu handeln – ein strafbarer Verstoß gegen das Börsengesetz. Max R. habe ihn informiert, dass ein börsennotiertes Unternehmen kurz vor einer Übernahme stünde – basierend auf einem angeblichen Tipp von R.s Nachbarn in einem luxuriösen Apartmentkomplex in Amsterdam. Gemeinsam planten die beiden, mit Optionen auf steigende Kurse zu spekulieren, um so garantierte Gewinne zu erzielen. Die vermutete Übernahme kam allerdings nie zustande.
Rücktritt „zum Schutz von Bitvavo“
In einer Erklärung, die unter anderem der niederländischen Rundfunkanstalt NOS vorliegt, begründete Nuvelstijn seinen vollständigen Rücktritt damit, dass er Bitvavo nicht mit einer privaten Angelegenheit belasten wolle. Er bezieht sich dabei auf seine „Vergangenheit im Zusammenhang mit persönlichen Investitionen“.
Er wolle sich den Vorwürfen stellen und Verantwortung übernehmen – allerdings ohne Interessenkonflikt durch seine Rolle als CEO. Die Geschäfte von Bitvavo übernimmt vorerst Finanzvorstand Johan van Olffen.
Auswirkungen auf Bitvavo und mögliche Lizenzrisiken
Bitvavo ist eines der größten Krypto-Handelsplattformen in den Niederlanden. Erst vor wenigen Tagen erhielt das Unternehmen eine offizielle Lizenz nach der europäischen MiCA-Verordnung (Markets in Crypto Assets Regulation), die am 30. Dezember 2024 in Kraft getreten ist. Ob die jüngsten Enthüllungen Auswirkungen auf die Gültigkeit der Lizenz haben könnten, ist bislang unklar.
Die niederländische Finanzmarktaufsicht (AFM) und weitere Behörden könnten nun prüfen, ob Bitvavo organisatorische oder aufsichtsrechtliche Verpflichtungen verletzt hat – insbesondere, wenn der Skandal Vertrauen in die Unternehmensführung erschüttert.
Ein weiterer Rückschlag für die Krypto-Branche
Der Rücktritt von Mark Nuvelstijn zeigt einmal mehr, wie sensibel der Krypto-Sektor gegenüber regulatorischen Fragen und Führungsversagen ist. Während Bitvavo versucht, sich als verlässlicher und regulierter Anbieter am europäischen Markt zu etablieren, stellt der Fall einen erheblichen Reputationsschaden dar – sowohl für das Unternehmen als auch für den Kryptostandort Niederlande.
Ob und wie sich Bitvavo aus dieser Krise befreien kann, hängt nun maßgeblich davon ab, wie transparent und konsequent das Unternehmen auf die Vorwürfe reagiert – und ob es gelingt, das Vertrauen von Aufsichtsbehörden, Partnern und Kunden wiederherzustellen.