Wann immer ein brandneues Produkt auf den Markt kommt, haben Hersteller natürlich immer die Hoffnung, dass sie damit im Handumdrehen zum Bestseller werden und die Verkaufscharts stürmen. Bei Apple und der Vision Pro war das sicherlich nicht anders. Man hatte bestimmt angenommen, dass allein aufgrund des Preises die Verkaufsgruppe etwas kleiner ist, aber das wirklich große Geld konnte Apple bis jetzt wohl nicht erwirtschaften. Ist das also schon das Aus für die Apple Vision Pro 2?
Der Neupreis der Vision Pro von Apple beginnt bei 3.499 US-Dollar für die kleinste Variante mit 256 GB Speicher. Es gibt zudem ein Modell mit 512 GB für 3.700 US-Dollar. Teilweise werden die teuren Geräte aber schon jetzt auf dem Gebrauchtmarkt verschleudert. Es gibt schon gebrauchte Modelle (die aber ja noch nicht alt sein können) für unter 3.000 US-Dollar. Das hat sich Apple sicherlich ganz anders vorgestellt.
Schon direkt zu Beginn der Vision-Pro-Ära wurde der Preis natürlich heiß diskutiert. Aus diesem Grund kamen auch schnell Gerüchte auf, Apple würde an einer preiswerten Variante arbeiten, die dann wohl 2025 auf den Markt kommen würde.
Nun allerdings könnte es sein, dass die Vision Pro 2 oder ein günstiges Schwesternmodell vielleicht nie das Licht der Welt erblicken wird. Sehen wir uns die Sachlage mal genauer an.
Die Kurzform findet ihr hier in unserem Video:
Innovativ und verrückt – die Vision Pro
Für Apple gehört die Vision Pro sicherlich zu den verrücktesten aber auch innovativsten Produkten, die man auf den Markt gebracht hat. Gerüchten zufolge sollte es dann schon Mitte 2025 den Nachfolger geben, also die Apple Vision Pro 2. Offenbar hat sich Apple an dieser Stelle aber hochgradig verkalkuliert und vor allem den Markt für die Vision Pro überschätzt.
Im Jahr 2024 sollen demzufolge nur 400.000 bis ungefähr 450.000 Vision Pro auf den Markt gebracht werden, anstatt den eigentlich angenommenen 700.000 bis 800.000 Stück. Zumindest gab es damals Angaben dazu, dass das die eigentlich geplante Produktionskapazität sein sollte.
Erzielt Apple damit also um die 30 bis 40 Prozent weniger Profit mit der Vision Pro, wie man eigentlich zu Beginn angenommen hatte?
Wissenswert: Wie erwähnt geht es ohne Steuer preislich bei 3.500 US-Dollar los. Demnächst soll die Vision Pro auch nach Deutschland kommen und ist damit zum ersten Mal (ohne Import) auch außerhalb der USA verfügbar. Man munkelt, dass Apple genau das mit Termin während der WWDC am 10. Juni 2024 bekanntgeben wird.
Die Technik der Vision Pro
An sich ist die Vision Pro ein unglaubliches VR-Gerät, welches zudem als Erstes seiner Art auch ohne Controller funktioniert. Bei der Meta Quest oder der Oculus Rift ist das anders. Die Vision Pro wird stattdessen nur mit Finger-Gesten und den Augen gesteuert.
Übrigens: Apple selbst bezeichnet die Vision Pro überhaupt nicht als VR-Gerät, sondern als Spacial Computing.
Das hauseigene Betriebssystem der Vision Pro nennt sich visionOS. Verbaut wurde von Apple zudem ein M2- und ein R1-Chip. Zusätzlich wiegt die Vision Pro 650 Gramm. Für die Performance zuständig ist der M2-Chip von Apple. Der R1-Chip wiederum kümmert sich für alles andere drumherum, beispielsweise für die zwölf Kameras, fünf Sensoren und sechs Mikrofone.
Sowohl innen als auch außen hat Apple einen Bildschirm verbaut. Der innere Bildschirm läuft mit 90 Hz und hat eine Reaktionszeit von mindestens 12 Millisekunden. Somit hat die Vision Pro das beste Display, welches in einem VR- oder in einem Spatial-Computing-Gerät verbaut ist.
Die Frage ist aber: Warum hat die Vision Pro auch eine Kamera außen verbaut? Diese ist dafür da, dass andere Menschen, die wiederum mit dem Träger interagieren wollen, auch sehen, in welchem Zustand sich jemand befindet. Wenn die Funktion Passthrough aktiviert ist, sehen andere Leute also die Augen (zumindest in gewisser Weise) und wissen dann, dass man ansprechbar ist. Bei der Passthrough-Funktion sieht man die Welt um sich herum und erweitert diese durch digitale Komponenten.
Ist Passthrough wiederum deaktiviert, dann sind auf dem äußeren Display die Augen des Trägers nicht zu sehen. Es wird stattdessen ein blau-lilafarbener Indikator angezeigt.
Wissenswert: Die Vision Pro hat mit der Persona Beta ein spezielles Feature, bei der das Gesicht und die Augen des Trägers eingescannt werden und visionOS daraufhin einen virtuellen Avatar kreiert. Dieser kann beispielsweise für Videoanrufe verwendet werden, während das Headset getragen wird.
Welche Probleme hat die Vision Pro?
An sich klingt die Technik doch nach etwas, was sich auf jeden Fall gut verkaufen würde, oder etwa nicht? Leider nein, denn es gibt so einige Probleme mit der Vision Pro.
Kosten
Der erste und wichtigste Punkt sind natürlich die viel zu hohen Kosten, sodass die Zielgruppe relativ klein ausfällt. Die Meta Quest 3 kostet fast 3.000 Euro weniger als die Vision Pro, wobei es auch schwer ist, diese Geräte zu vergleichen. Die Meta-Quest-Geräte sind zum Beispiel speziell auf das Gaming ausgelegt, sodass die Vision Pro im Grunde keinen richtigen Konkurrenten hat.
Apps
Es gibt kaum Apps, die spezifisch für die Apple Pro kreiert wurden. Eine Art Killer-App, die einen eindeutigen Mehrwert für alle Nutzer bietet, gibt es ebenfalls noch nicht. Man könnte sogar meinen, dass man mit deutlich günstigeren Geräten auch viel mehr bekommt.
Für die Vision Pro gibt es aktuell tatsächlich noch nicht eine richtige App, mit der man sich absolut und komplett von anderen VR-Geräten abheben würde. Ein schlagfertiges Argument, die Vision Pro zu kaufen, fehlt also.
Die einzigen Apps, mit denen sich Apple versucht, ein wenig abzuheben, sind:
- Apple TV
- Galerie
- Sternzeichen
- 3D-Model view
- Keynote Präsentation üben
Viele der anderen Apps wie Maps sind einfach aus dem iPadOS abgeleitet und die Schnittstelle der Vision Pro bietet Käufern dann nicht wirklich einen Mehrwert. Dazu kommt, dass man auf der Vision Pro keine Apps wie Netflix oder YouTube findet. Man kann zwar über den Browser die Webseiten aufrufen, aber ohne Apps macht es halt keinen Spaß – wer würde so etwas also tatsächlich nutzen?
Komfort
An sich wiegt das Headset nicht so viel, aber das meiste vom Gewicht liegt auf der Stirn und daher wird die Vision Pro teilweise als wenig komfortabel wahrgenommen. Das Gewicht ist nicht ausbalanciert, sodass es durchaus nach einer Weile schmerzhaft sein kann, die Vision Pro zu tragen.
Geräte wie Meta Quest sind da etwas besser, weil sie zwar einerseits mehr Gewicht haben, dieses aber stärker ausbalancieren. Das ist dann auch auf dem Kopf anders spürbar.
Wer außerdem von der Extra-Batterie profitieren möchte, muss diese noch dazu extra mit sich herumschleppen. Auch das verringert den Komfort. Mit der Batterie würde die Vision Pro zwar weitere zwei bis vier Stunden mit Strom versorgt werden, aber wer läuft denn freiwillig mit so einem Extra-Gewicht umher?
Ist die Vision Pro 2 überhaupt eine gute Idee?
Wenn wir uns die Liste der Probleme ansehen, die die Vision Pro derzeit hat, dann könnte die Vision Pro 2 einen Teil davon durchaus lösen. Zuerst einmal könnte Apple die physischen Probleme lösen, also den Tragekomfort erhöhen. Auch der Preis könnte bei einer neuen Version reduziert werden.
Auch in Sachen Performance könnte Apple sogar noch mal nachlegen. Könnt ihr euch daran erinnern, wie wir vom M4 im neuen iPad Pro berichtet haben. Auch dazu hatten wir ein Video für euch.
Im Vergleich zum M2-Chip ist der neue M4-Chip in der GPU 4 x stärker. Auch die CPU-Leistung ist um 50 Prozent verbessert und gerade bei AI-Aufgaben punktet der Chip besonders. Der M2-Chip hatte 31 TOPS (31 Trillion Operationen pro Sekunde), wohingegen es beim M4-Chip 38 TOPS sind. Das sind im Vergleich zum Vorgänger also 7 TOPS mehr.
Es wäre bei einer neuen Vision Pro also sehr naheliegend, dass Apple den neuen M4-Chip verbauen könnte. Dadurch würde es in Sachen Leistung für die Vision Pro 2 noch mal ordentlich nach vorne gehen. Der Chip bedeutet aber nicht nur mehr Leistung, sondern auch mehr Effizienz. Man erhält also eine ähnliche Leistung wie beim M2-Chip für nur 50 Prozent Power. Das wiederum könnte sich dann positiv auf den Akku und die Laufzeit auswirken. Da der M4-Chip vor allem bei AI-Aufgaben so gut ist, könnte die Vision Pro 2 bei AI-Aufgaben (wie 3D-Tracking, Persona und mehr) noch stärker unterstützt werden.
Die Vision Pro 2 würde sich damit noch weiter von anderen VR-Geräten abheben und eventuell dann endlich dieses aussagekräftige Alleinstellungsmerkmal kreieren, was es für gute Verkäufe benötigt.
Übrigens: Es ist natürlich naheliegend, dass Apple bei einem weiteren Gerät wohl auch mehr Ressourcen für spezifische Apps für visionOS freimachen würde. Das würde auch beiden Käuferarten zugutekommen, also jenen, die die erste Vision Pro gekauft haben und dann mehr Apps zur Verfügung haben und jenen, die die neue Vision Pro 2 kaufen würden.
Wird es jemals eine Vision Pro 2 geben?
Die Frage bleibt aber nun, ob Apple überhaupt einen Nachfolger auf den Markt bringen wird. Es wäre ziemlich schade, wenn dieses innovative Gerät keinen Nachfolger bekommen würde. Gerade in Zeiten, in denen VR, AR und KI immer wichtiger werden, ist gerade dieser Ansatz von Apple durchaus ein guter Anfang.
Ob aber der eventuelle Misserfolg der Vision Pro dazu führen könnte, dass Apple Gedanken zu einem Nachfolger einstampft, wissen wir nicht. Es wäre definitiv schade. Besser wäre es, an den Problemen des VR-Headsets zu arbeiten und diese für einen Nachfolger zu lösen.