Ihr habt bereits ein recht umfassendes PC-Setup, wollt aber trotzdem noch mehr aus eurem Rechner herausholen? Heute sprechen wir in unserem neuen Video über Airflow und zeigen euch, wie ihr ganz ohne Extrakosten noch etwas aus dem PC herausholen könnt.
Gerade jetzt im Sommer, wenn ihr den PC auch bei Höchsttemperaturen laufen lasst, kann das Thema Airflow wichtiger denn je sein. Wir schauen uns im neuen Video fünf verschiedene Konfigurationen an und verraten euch, mit welcher Konfiguration ihr am wenigsten in Gefahr lauft, ins Thermal-Throtteling zu kommen.
Hier findet ihr unser neues Video:
Was braucht ihr?
Airflow ist auf der einen Seite das, was ihr am einfachsten falsch machen könnt, aber auch das, was ihr am einfachsten wieder fixen könnt. Ihr braucht dafür lediglich einen Schraubendreher.
Wissenswert: Heute beschäftigen wir uns mal nicht mit der Wasserkühlung, sondern mit der Luftkühlung am PC, also dem Airflow.
Was kann man alles beim Airflow falsch machen?
Wir gehen nachfolgend fünf verschiedene Airflow-Einstellungen durch, um zu sehen, wo der Unterschied erkennbar wird. Dafür nehmen wir exemplarisch unseren 1.000-Euro-Rechner, den wir euch schon vor einer Weile vorgestellt hatten. Dieser hat ein Airflow-Case, also ein offenes Front Panel. Dabei kann mehr kühle Luft direkt in das Case geblasen werden, allerdings ist das Gehäuse dadurch auch gleichzeitig anfälliger für Staub. Durch die offene Struktur ist dieses Case zudem lauter, da es nicht vollständig geschlossen ist.
Wo kommt die Luft her und wo geht sie hin?
Warme Luft staut sich gerne unten an, also in diesem Fall bei der Grafikkarte. Man möchte also kühle Luft von vorne. Die Luft geht dann einmal durch das Case und durch die GPU und die warme Luft sollte dann wieder nach außen geblasen werden.
Ob ein Fan die Luft einzieht oder ausstößt, erkennt man übrigens, wenn man sich den Fan genauer ansieht. Meistens ist ein Pfeil mit Blas-Richtung angegeben. Ansonsten wird in der Regel immer dort, wo das Logo zu sehen ist, Luft eingesaugt. Auf der Rückseite des Fans, wo meist die technischen Details stehen, wird die Luft dann ausgestoßen.
- Positive Pressure: Im Gehäuse ist ein größerer Airpressure als außerhalb des Gehäuses. Wir ziehen also mehr Luft in das Gehäuse als es nach außen transportiert werden kann.
- Negative Airpressure: Im Gehäuse ist weniger Luft als rausgeblasen wird. Da kein Vakuum im Gehäuse entstehen kann, wird durch alle möglichen Schlitze und Öffnungen kühle Luft in das Gehäuse gesaugt. Dadurch kommt Luft über Umwege ins Gehäuse und nicht über die Lüfter und deren Staubfilter. Der PC wird demnach schneller staubig und ist anfälliger für potenzielle Schäden.
Merke: Lieber einen schlechten Airflow als überhaupt keinen Lüfter im PC. Wenn sich die Luft in irgendeiner Form bewegt, ist das schon mal gut. Im Bestfall bewegt sich die Luft aber natürlich so optimal wie möglich. Mehr Lüfter mit weniger Tempo bringen mehr Luftvolumen ins Gehäuse als wenig Lüfter mit viel Tempo.
Abschließend noch ein kleines Extra-Wissen zum Lüfter:
- Intake: Kühle Luft kommt in den Rechner rein.
- Outtake: Warme Luft kommt aus dem Rechner raus. Das heißt eigentlich nicht Outtake, sondern Exhaust Fan.
Test #1: Alles auf Intake
Ausgangslage:
- 2 x vorne Intake
- 1 x CPU Intake
- 1 x hinten Intake
Fehler, der hier passiert:
Die Luft, die von der GPU bereits nach draußen gestoßen wurde, wird vom Intake-Fan an der Rückseite des Gehäuses wieder in das Case reingezogen (das seht ihr gut im Video).
Positiver Airpressure:
Wir haben mehr Luft, das in das Gehäuse kommt, als aus dem Gehäuse rausgeht. Doch warum ist das gut und wünschenswert? Durch diesen positiven Druck wird Luft nur in das Gehäuse gelassen, wo auch Staub und Schutzfilter sind. Bei negativer Airpressure gelangt von überall Luft in das Gehäuse, wodurch der PC staubanfälliger ist.
Werte mit 3D Mark:
- TimeSpy Score: 12.916
- Graphics Score: 13.249
- CPU Score: 11.309
- Graphics Test 1: 86.30 FPS
- Graphics Test 2: 76 FPS
- CPU Test: 37.99 FPS
Fazit:
Wir können sehen, dass die Luft von vorne in das Gehäuse kommt und den PC von oben und gleichzeitig auch von unterhalb der GPU verlässt. Dadurch, dass wir drei Lüfter haben, die kühle Luft in das Gehäuse reinziehen, haben wir einen sogenannten positiven Airpressure. Wir haben also mehr Luft im Gehäuse als nach draußen transportiert werden kann, weshalb die überschüssige Luft das Case nach oben und unten (also bei der GPU) verlässt. Positiver Airpressure ist zwar gut, allerdings haben wir ein Problem: Der Lüfter am Ende des Gehäuses zieht die Luft, die einmal bereits durch das Case gewandert ist, zurück in das Gehäuse. Somit haben wir warme Luft, die ins Case gelangt. Das wollen wir also nicht.
Test #2: Wie Test #1, aber Rückseite Outtake
Ausgangslage:
- 2 x vorne Intake
- 1 x CPU Intake
- 1 x hinten Outtake (Exhaust)
Werte mit 3D Mark:
- TimeSpy Score: 12.918
- Graphics Score: 13.303
- CPU Score: 11.102
- Graphics Test 1: 86.80 FPS
- Graphics Test 2: 76.20 FPS
- CPU Test: 37.30 FPS
Fazit:
Das ist schon sehr nah dran am optimalen Setup. Das Problem wurde gelöst. Jetzt gelangt nur noch kühle Luft in das Gehäuse und die abgenutzte, warme Luft verlässt das Gehäuse wieder. Oben links kann man im Video sehen, dass ein bisschen Dampf wieder in das Gehäuse zurückkehrt, allerdings sofort wieder rausgeblasen wird.
Test #3: Wie Test #2, aber CPU-Fan ist falsch herum
Ausgangslage:
- 2 x vorne Intake
- 1 x CPU Intake
- 1 x hinten Outtake (Exhaust)
Werte mit 3D Mark:
- TimeSpy Score: 12.817
- Graphics Score: 13.234
- CPU Score: 10.878
- Graphics Test 1: 86.00 FPS
- Graphics Test 2: 76.08 FPS
- CPU Test: 36.55 FPS
Fazit:
Jetzt haben wir den CPU-Lüfter einmal umgedreht, sodass er entgegen der beiden Gehäuselüfter bläst. Hier entsteht nun aber ein Konflikt zwischen den beiden Kühllösungen, weshalb wir auf TimeSpy die schlechtesten Ergebnisse erzielt haben. Kühle Luft kommt rein, erreicht nicht die CPU, weshalb diese also schneller wärmer wird und in Schwierigkeiten gerät.
Test #4: Wie Test #2, aber mit zusätzlichem Lüfter
Ausgangslage:
- 2 x vorne Intake
- 1 x CPU Intake
- 1 x hinten Outtake (Exhaust)
- zusätzlich 1 x Corsair 120 mm Lüfter Outtake (Exhaust), der warme Luft aus dem Gehäuse drückt
Werte mit 3D Mark:
- TimeSpy Score: 12.919
- Graphics Score: 13.332
- CPU Score: 10.990
- Graphics Test 1: 86.97 FPS
- Graphics Test 2: 76.38 FPS
- CPU Test: 36.92 FPS
Fazit:
Jetzt haben wir die Konfiguration mit dem besten Ergebnis. Wir haben einen zusätzlichen Kühler von Corsair oben am Gehäuse angebracht, der nun auch Luft nach draußen transportiert. Somit weichen wir von einem starken positiven Airpressure auf einen leichten positiven Airpressure bis hin zu neutral ab. Das ist tatsächlich das perfekte Szenario für die meisten PCs. Da die beiden Lüfter am Eingang des Gehäuses einen größeren Radius als die beiden Outtake-Exhaust-Lüfter haben (140 mm anstatt 120 mm), kommen wir zu keinem neutralen Airflow und das ist gut. Rein von den Zahlen her sind Test #2 und Test #4 allerdings sehr ähnlich. Eine Grundregel lautet aber: Mehr bewegte Luft ist immer gut.
Test 5: Wie Test #4 und ein weiterer Corsair
Ausgangslage:
- 2 x vorne Intake
- 1 x CPU Intake
- 1 x hinten Outtake (Exhaust)
- 2 x Corsair Outtake (1 x Lüfter mehr als Test #4)
Werte mit 3D Mark:
- TimeSpy Score: 12.865
- Graphics Score: 13.291
- CPU Score: 10.888
- Graphics Test 1: 86.75 FPS
- Graphics Test 2: 76.11 FPS
- CPU Test: 36.58 FPS
Fazit:
Das war jetzt unser letzter Test. Hierfür haben wir noch mal einen weiteren Corsair-Lüfter am Gehäuse oben angeschraubt. Zwar denken wir auf den ersten Blick, dass mehr Luft immer gut ist, aber das stimmt nicht so ganz. Dadurch, dass wir einen zweiten Lüfter oben installiert haben, verlässt die Kühler-Luft, die bisher keine Chance hatte, unsere Hardware abzukühlen, zu schnell wieder unser Gehäuse. Jetzt haben wir damit also mehr Stromverbrauch, mehr Lautstärke, aber effektiv gesehen weniger Kühlleistung.
Unser Fazit aus unseren 5 Tests
Was lernen wir jetzt also aus den fünf Tests, die wir in Sachen Airflow gemacht haben? Man sollte lieber einen schlechten Airflow einsetzen als überhaupt keinen Airflow. Keine Luft im PC ist also schlechter als wenig Luft oder falsch zirkulierende Luft. Solange sich die Luft bewegt, ist erst mal alles in Ordnung. Im besten Fall bewegt sich die Luft aber natürlich so optimal wie möglich (vor allem eben im Sommer bei den hohen Temperaturen).
Grundlegend ist es aber so, dass ihr alles falsch machen könnt und sich euer PC erst mal nicht beschwert. Wir haben dafür auch eine Art geheimen Test #6 gemacht für negativen Airpressure. Sobald du aber beim CPU-Kühler etwas falsch machst, hat das sofort negative Konsequenzen für den PC. Für eine vernünftige CPU-Kühl-Lösung sollte daher genügend Geld eingeplant werden.
Je nach PC-Gehäuse und Komponenten spielt Airflow dann noch eine größere oder eben kleinere Rolle. Wir haben eine AMD-CPU und eine RTX 4060 Ti. Beides geht sehr sparsam mit dem Stromverbrauch und den Temperaturen um. Dementsprechend waren für uns jetzt keine riesigen Sprünge in der Performance zu sehen. Wenn der PC aber mehr Leistung erbringen soll, ist Airflow umso wichtiger. Das gilt gerade für die PCs, die umso mehr auf Leistung ausgelegt sind.